Severin Groebners Newsletter
Groebners neuer Glossenhauer
Der neue Glossenhauer

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2. Juli 2025

Jaaaa. Ich weiß. Es ist nicht das erste Mal, dass ich einen „Neuen Glossenhauer“ mit einer Entschuldigung beginne. Nein, wahrlich nicht. Es ist aber nicht so, dass mir das Spaß macht. Im Gegenteil, ich tu das, weil ich muß. Und wie heißt das, wenn man etwas macht, was man nicht will, aber trotzdem tun muß? Nein, nicht Steuererklärung. Auch nicht Hausaufgaben. Nein, es heißt: Tradition.

Auf neudeutsch „Branding“. Es ist einfach meine Marke.
Adidas erkennt man an den drei Streifen. McDonalds erkennt man an dem großen M. Donald Trump erkennt man an seiner riesigen Blödheit. Und mich erkennt man an der unglaublichen Verspätung, mit der ich meinen Newsletter versende.
Also das hat alles seinen Sinn. Und Zweck. Und ist völlig beabsichtigt.
Na klar!

Es hat auf keinen Fall was damit zu tun, dass mich eine Sommergrippe Mitte Juni aus den Socken gehoben und ins Bett geworfen hat. Keinesfalls!
Oder dass ich an meinem neuen Kabarettprogramm „Ich bin das Volk“ arbeite, das am 22. September in Wien Premiere haben wird.
Oder dass ich vor der aktuellen Nachrichtenlage satirisch kapituliere.
Kapieren? In diesen Zeiten: Nicht immer möglich.
Kapitulieren? Niemals!
Obendrein muß man nur lang genug suchen, dann kommen schon die Meldungen, die man braucht, um gute Laune zu bekommen.

Aus Wiener Neustadt etwa.
Eine Stadt, die ihre Existenz dem Lösegeld von Richard Löwenherz verdankt. Also dem Cash vom Freikauf des englischen Königs aus österreichischer Gefangenschaft. Kurz gesagt: Wiener Neustadt, diese Stadt, die das Ergebnis der ersten erfolgreichen eingetriebenen Tourismusabgabe ist, Wiener Neustadt also, das so eng mit dem Beginn des Fremdenverkehrs in Österreich verbunden ist, diese Stadt…
Was wollte ich eigentlich sagen? Schwierig sich bei der Hitze zu konzentrieren…
Ah ja: In Wiener Neustadt also - jene österreichischen Stadt, die übrigens gute Chancen hat vom Blindenverband zur schönsten Gemeinde Mitteleuropas gewählt zu werden - in Wiener Neustadt wurde der Bahnhof gesperrt.
Wegen eines Rucksacks, aus dem Drähte und Styropor hervor schauten.

In Zeiten, wo die meisten Menschen sich um Hysterie und Panikmache bemühen und sich nach seriösem Alarmismus sehnen, war schnell klar, was passieren muss: Sperrung von Bahn und Bus, Sprengstoffexperten rücken an, untersuchen das gefährliche Gepäckstück und stellen fest, dass es sich bei dem vermutlich tödlichen Gegenstand um die Werkarbeit eines Schülers der örtlichen Höheren Technischen Lehranstalt handelte.
Ein Werkstück, das er im Bahnhof vergessen hatte.

Was sagt uns das?
Dass in Österreich in Sachen Terrorismus alle hellwach sind?
Oder dass sich Paranoia bei steigenden Temperaturen ausbreitet wie Herpes im katholischen Internat?
Oder, dass die technischen Lehranstalten in Österreich so schlecht sind, dass die Kinder keine Bomben mehr bauen können?
Das war nämlich mal ganz anders.

Vor dreissig Jahren noch hat der österreichische Briefbomben-Attentäter Dieter Dachs… nein… Ludwig Luchs… auch nicht…wie hieß der? Ah ja: Franz Fuchs! Der hat damals vier österreichische Staatsbürger in die Luft gesprengt. Nur, weil deren Verwandtschaft ihm nicht gepasst hatte.

Woher er diesen Gedanken über richtige und falsche Verwandtschaften hatte, weiß man nicht. Man kann ihn auch leider nicht mehr fragen, da er sich in seiner Zelle erhängt hat.
Und zwar ohne Hände. Der Mann war wirklich sehr, sehr geschickt.
Aber ganz allein.
Schließlich gehörte Leopold Lachs… äh… Gustav Gans… ach quatsch!… Franz Fuchs in die endlose Reihe österreichischer Einzeltäter.

Eine Reihe, zu der Adolf Hitler sichtlich nicht gehört. Dazu müsste er Hermann Hitler heißen oder Adolf Arschloch oder so. Und obendrein… auch wenn sich das noch so viele wünschen: Hitler war zwar Österreicher, aber sicher kein Einzeltäter.
Wer’s nicht glaubt, möge seine Großeltern befragen, die könnten einem darüber ausführlich etwas vor schweigen.

Aber das erinnert einen wieder zu sehr an die eigene, aktuelle, politische Bequemlichkeit.
Deshalb zurück nach Wiener Neustadt.

Wer zu dieser Reihe an österreichischen vereinzelten Beidlprackern (für die Menschen aus der Bundesrepublik: Das ist in etwa das, was der Bayer „Zipfelklatscher“ nennt, ok?) nicht dazu gehört, ist auch klar: Der vergessliche Schüler aus Wiener Neustadt.

Erstens, weil er nichts menschenfeindliches gemacht hat, und zweitens, weil er wahrscheinlich keinen Namen hat wie Ernst Erpel…was? Nein!… Donald Duck… auch falsch… es ist einfach viel zu heiß… Franz Fuchs (weiß ich doch!)… ein Name, der klingt als wäre er einer Figur aus Comic oder einem Kinderbuch entliehen.

Obwohl… das wäre vielleicht eine Hilfe, um die Welt zu verstehen. Eine neue Perspektive!
Wenn sich die politische Großwetterlage schon anfühlt, als hätten Michael Ende, Allan Moore und Stephen King gemeinsam nach einer Nacht voller psychoaktiven Pilzen, mehreren Kisten Champagner und sehr, sehr viel Kokain ein gemeinsames Drehbuch verfasst, in dessen Verfilmung wir jetzt leider leben müssen, dann… ist das ja alles völlig erwartbar.
Und „logisch“.

Denn, wenn Wirklichkeit nur eine Konstruktion ist, dann sind Fake News nur eine Frage der Einstellung.

Deshalb sag ich Euch jetzt, wie es weiter geht:
Ab morgen wird Xi Jinping, dessen Name ja sowieso schon so klingt als wäre er der Bösewicht aus einem „Spiderman“-Comic, von Mumu, der allmächtigen Geschichten-Erfinderin aus dem Darknet, die auf der Spitze einer Blockchain lebt, für immer in einen unendlichen Handlungsfaden eingesponnen. Da sie mehr Wahrheiten in einer Minute produzieren und weltweit vertreiben kann, als TikTok Videos und die Volksrepublik E-Autos in einem Monat.

In Sibirien passiert übermorgen dafür Seltsames:
Bei einer Gasbohrung trifft man auf den sagenhaften, feuerspeienden, einäugigen Drachen „Sachzwang“ und weckt dabei das aus Rohöl, Kometengestein und rohen Kartoffeln bestehende Tier von achtzig Meter Körpergröße dummerweise auf.
Worauf sich die schlechtgelaunte Urechse auf die Suche nach der Ursache seiner Schlafstörung macht. Schließlich hat das schnuckelige Tier die letzten Dreitausend Jahre friedlich geschlafen, was für Drachen in etwa so lang ist, wie für unser eins ein kurzes Nickerchen.
Kurz gesagt: Das Vieh ist unausgeschlafen und nachtragend.

Und kurz nachdem es Wladimir Putin gefressen und den Kreml zugekotet hat, die Bosse der deutschen Industrie zum Nachtisch verschlungen und die City of London (vulgo Londongrad) durch Flatulenzen entvölkert, schließt es sich der Bewegung für politisches Kurzzeitgedächntis an, die sich „Jetzt oder nie!“ nennt und für mehr Leben im Augenblick plädiert.
Und sich sofort wieder auflöst.

Tags darauf kommt es bei einer Sitzung der amerikanischen Regierung zu einer kleinen Überraschung.
Gerade als sich sämtliche Regierungsmitglieder, Minister, Vizepräsidenten, Mitarbeiter, Berater und Innen, sowie die Pressesprecherin des weißen Hauses, die immer aussieht wie eine sadistische Kindergartenleiterin, wie jeden Morgen im Oval Office vor dem nackten Hintern von Donald Trump fünfundfünfzig Mal verbeugen (einmal für jeden Staat, fünf mal nur für Donald) erhält die Erde nach 48 Jahren endlich eine Antwort.
Nämlich eine Antwort auf die 1977 ins Weltall geschickten Datenplatten der Voyager-Sonden.

Tatsächlich wurden diese Dateien erst vorgestern von der ausserirdischen Spezies %+§ angesaugt, gestern entschlüsselt, heute über eine Antwort nachgedacht, morgen entschieden und übermorgen versendet. Eine Antwort, die 24 Stunden später auf der Erde - genauer gesagt im weißen Haus - eintrifft.
Die Nachricht selbst ist in einer erbsengroßen Kapsel aus einem unbekannten, widerstandsfähigen Material versteckt, die mit Lichtgeschwindigkeit (die Leute von %+§ hatten die Sendung falsch frankiert, deshalb so langsam) nun auf die Erde trifft.
Eine Geschwindigkeit die beim Einschlag die Wirkung mehrerer bunkerbrechender Bomben entwickelt. Und das im, um und statt des weißen Hauses und der darin versammelten US-Regierung.

Nach dem die Trümmer beseitigt werden, wird man die Kapsel auch öffnen und die Nachricht wird entdecken. Nach einem mehrmonatigen Entschlüsselungsprozess steht fest, was uns die überlegenen ausserirdischen Zivilisation auf die Voyager-Sonden antworten.
Nämlich: „Rufen Sie uns nicht an. Wir rufen Sie an.“

In diesem Sinne:
Es ist nicht so schlimm, wenn mal Nachrichten - oder Newsletter - ausnahmsweise mal etwas später kommen.
Obendrein ist es heiß.
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