Severin Groebners Newsletter
Bild Groebner mit Bleistift im Mund
Der neue Glossenhauer

Nicht weitersagen

In der Partei der Sozialdemoskopie tut sich etwas.
26. Mai 2023

Bock auf ein wenig Blut, Schweiß und Tränen? Gerne. Aufgepasst, folgende Begriffe: "Wilder Streit tobt", "Showdown", "Kasperltheater", "Kampfabstimmung", "Debatte nicht mehr rational", "Streit ohne Ende", "Grabenkämpfe", "Kein Wunderwuzzi".

Und jetzt die Frage: In welchem Zusammenhang werden diese Schlagworte verwendet?

A) Konflikte innerhalb der russischen Streitkräfte im Krieg gegen die Ukraine?

B) Inhaltliche Zusammenfassung sämtlicher "Star Wars"-Filme?

C) Die SPÖ.

Richtig, es war C. Woran hat man es gemerkt? Genau: "Wunderwuzzi" ist kein russisches Wort, und kein Jedi, der was auf sich hält, lässt sich so bezeichnen, ohne dem Sprecher mit seinem Laserschwert den Rumpf vom Haupt zu entfernen (oder umgekehrt). Bei der SPÖ allerdings, da kann zurzeit jeder sagen, was er will. Das ist auch jedes Menschen gutes Recht, das Problem dabei: Das Gesagte wird auch publiziert. Parteigenossen, ehemalige Parteigenossen, ehemalige Parteivorständen, ehemalige Parteimanagern, ehemalige Managern von parteinahen Organisationen, ehemalige Minister und Ministerinnen, ehemalige Sekretärinnen und Sekretären von ehemaligen Ministerinnen und Ministern . . . es schwirren so viele "Ehemalige" herum, dass man gar nicht mehr die aktuellen hört. Dazu kommen noch Politikberater mit der analytischen Tiefe des Seewinkels, Menschen, deren herausragendste Qualifikation ist "Burgenländer" oder "Burgenländerin" zu sein, oder Menschen, die in ihrer Eigenschaft "als Frau" befragt werden. Als ob die Funktion als Talkshowmöbel, ein Meldezettel oder ein Geschlechtsorgan etwas über ihre Urteilsfähigkeit aussagen würden.

Aber so ist die Mediendemokratie nun einmal: Wir wollen, nein, müssen jetzt, nein, besser vorgestern wissen, was übermorgen passieren wird. Wir ertragen keine Debatten, keine inhaltlichen Diskussionen um Standpunkte, politische Pläne und Projekte, keine Auseinandersetzungen über die Frage, wie eine - zum Beispiel: diese - Gesellschaft aussehen soll. Wir wollen das alles aufs niedrigmöglichste Niveau hinuntergebrochen haben: auf den Gladiatorenkampf. Wer haut wem wie und wo in die Goschen? Wer gibt dem anderen a Gnackwatschn? Wer reißt dem andern die Brust auf und scheißt eam ins Herz? Und wer überlebt am End’?

Und nicht selten sind die medialen Vereinfacher just jene Medien, die auch noch durch mit Steuergeld finanzierten Inseraten künstlich am Leben erhalten werden. Darüber könnte man eigentlich ja auch mal diskutieren. Aber, nein, lieber nicht! Deshalb schnell wieder zurück zum Schlammcatchen in die Arena, die man selbst erst geschaffen hat. Und eigenhändig mit dem gatschigen Dreck befüllt.

Aber, wird jetzt die Stimme der Vernunft einwenden, die SPÖ ist auch selber schuld.

Eh.

Holpertatschiger hätte diese Entscheidungsfindung wohl auch ein Vierjähriger im Spielwarengeschäft nicht hingekriegt. Klar.

Aber: Es ist ein Schritt in Richtung Demokratisierung. Oder glaubt irgendwer, die ÖVP (z.B.) hätte eine Mitgliederbefragung auch nur annähernd eleganter hinbekommen? Nur, weil da mehr Lodenmäntel zu sehen wären?

Und eins noch: Ein Parteitag mit zwei Kandidaten ist keine "Kampfabstimmung", sondern einfach mal ausnahmsweise eine Parteiversammlung mit Wahlmöglichkeit.

Psst! Man nennt das: Demokratie.