Von den Sternen bis zur See
31. März 2025Es hat mal wieder nicht geklappt.
Aber es hat nicht geklappt. Es hat nicht sollen sein. Es war schön, sich das auszudenken, aber - mei! - es ging nun mal nicht. Muss man auch mal einsehen.
Und was, willst Du wissen, hat nicht funktioniert?
Nun, einiges.
Die deutsche Rakete „Spectrum“ etwa. Die ist im Rahmen des europäischen Raumfahrtsprogramm in Norwegen gestartet, hat es sich aber nach wenigen hundert Metern wieder anders überlegt. Wahrscheinlich hat sie sich gesagt: „Was soll ich im All? Da ist es noch kälter als in Norwegen! Da bleib ich lieber hier.“ Und dann hat sie sich fallen lassen.
Hat mich nicht so gewundert.
Schließlich kommt das bekannte Unflug Objekt von der Firma „Isar Aerospace“.
Und ich mag die Isar. Da kann man im Sommer wunderschön sitzen, Bier trinken und sich vom türkisen Wasser die Zehen kühlen lassen. Herrlich! Aber der Aerospace, also der Luftraum, über der Isar ist dann nicht von technischen Gedanken an Fortschritt im Weltall erfüllt, sondern eher von einem gewissen geistigen Flanieren in einem Wohlgefühl der Nichtigkeit. Kommt natürlich auf Dauer der Sonneneinstrahlung und Anzahl der Biere an.
Deshalb war ich nicht überrascht.
Auch nicht überrascht war ich über die Meldung, dass Trump jetzt von Putin „angepisst“ wäre. Erstens ist die Wortwahl so trumpesk, so trumpelhaft, fast schon trumpisch, dass man auch ohne die Namen der Beteiligten zu wissen, ahnen konnte, wer hier involviert ist. Zweitens war auch irgendwie logisch, dass diese „Bromance“ zwischen einem amerikanischen Immobilienerbe und einem sowjetischen Geheimdienstoffizier nicht ewig dauern konnte.
Als Basis einer stabilen Beziehung ist die gemeinsame Verachtung der europäischen Demokratie und die beidseitige Neigung zu vulgärer Ausdrucksweise nun mal nicht sehr tragfähig.
Obendrein unterstellt man sowohl dem Golfplatz-Diktator mit Solarium-Dauerkarte im weißen Haus, wie auch dem Besitzer des längsten Tisches der Weltpolitik im Kreml jeweils sogenannte „Alphamännchen“ zu sein.
Und die herausragendste Eigenschaften von Alpha-Männchen besteht bekanntlich darin, mit anderen Männchen mit griechischen Buchstaben im Namen, Streit anzufangen.
Das heißt weiters: keiner von den beiden kann gut kochen, ein Musikinstrument besonders virtuos spielen, weder sind sie top im Basketball, noch handwerklich geschickt, man kann sie auch nicht in einem Kindergarten als pädagogische Fachkraft einsetzen, noch Ihnen anschaffen, den Rasenmäher, den Kleinwagen oder auch nur das Spielzeugauto zu reparieren, sie sind absolut unfähig Krankheiten zu kurieren oder auch nur ein Schultergelenk wieder einzurenken, man kann sie nicht im Gartenbau einsetzen und auch nicht bei der Bekämpfung der Armut oder auch nur bei der korrekten Herstellung eines Papiermodells des UN-Hauptquartier im Maßstab 1:100.
Kurz gesagt: Sie sind im gewöhnlich Alltag völlig unbrauchbar.
Vielleicht könnte man ihnen auftragen, den Müll raus zu bringen.
Das wäre ihnen unter Umständen möglich. Weil sie gerne irgendwo ihren Dreck hinterlassen.
Das bedeutet, selbst bei diesen intellektuell unherausfordernden Tätigkeiten müßte man sie beaufsichtigen, damit sie den Abfall auch in die richtige, dafür vorgesehene Tonne werfen.
Denn ihr riesiges Ego könnte solchen diffizilen Aufgaben bereits im Weg stehen.
Aber vielleicht könnten die beiden sich irgendwo treffen und gemeinsam ihr Alphamännchen sein ausleben. Irgendwo, wo es niemanden stört .
Dass so ein Platz gar nicht so leicht zu finden ist, zeigt das dritte Ding, das nicht geklappt hat. Die Meldung war ja erschütternd. Schließlich waren Hoffnungen damit verbunden. Und dass dieses Mammutprojekt - zumindest vorläufig - gescheitert ist, ist wahrscheinlich kein gutes Zeichen. Aber es ist leider wahr: Ja.
Die oberösterreichischen Gemeinden Tiefgraben und Mondsee werden vorerst nicht fusionieren. Das ist natürlich ein Drama. Haben doch Millionen…nein…hunderttausende… äh… zehntausende… auch nicht… ein paar hundert tiefgrabende Mondseer und mondseensüchtige Tiefgrabener sowie deren weiblichen Anverwandte, Nachbarinnen und Angeheiratete dieser Kernfusion von einem Verwaltungsvorgang hoffnungsvoll entgegen geblickt.
Und auch wenn es jetzt heißt, angeblich wäre das an Geheimabsprachen zwischen Gruppen der konservativen ÖVP gescheitert (wobei es doch klar sein muss, dass es eigentlich keine transparentere, offenherzigere und grundehrliche Gruppierung als die Österreichische Volkspartei geben kann!), liegt der Grund für das Scheitern höchstwahrscheinlich im Namen der Gemeinden.
Denn wie hätte das neue Verwaltungsgebilde aus Mondsee und Tiefgraben denn genannt werden sollen? Tiefmondgrabensee? Oder Mondtiefseegraben? Oder nur Tiefsee? Oder gar Mondgraben?
Und hier sieht man, wie schade es ist, dass das nicht zustande gekommen ist.
Denn die Welt hätte einen Ort mit solch einem Namen sehr gut brauchen können.
„Mondgraben“ wäre etwa ein wunderschöner Platz gewesen, von dem die europäischen Raketen ins All hätten starten können - und wieder zurück fallen. Hieße dann die Meldung doch:
„Die Rakete hat erfolgreich Mondgraben erreicht.“
Was doch schon nach einem interstellaren Erfolg klingt.
Und „Tiefsee“ wäre der perfekte Platz gewesen, an dem sich Donald und Wladimir hätten treffen sollen. Wo sie alles hätten besprechen können. Und wo sie hätten bleiben sollen. Für immer.
Nur ab und zu zum Müll runterbringen hätten sie raus dürfen.
Dann eben der Mariannengraben.
Das sollte doch klappen.