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Bild Groebner mit Bleistift im Mund
Der neue Glossenhauer

4. Juli 2023

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne… oder: Aller Anfang ist schwer… oder: Am Anfang war das Wort und das Wort wurde Fleisch und durch den Fleischwolf gedreht und verpackt und dann in die gekühlte Fleischtheke gelegt mit dem Aufdruck „mindestens haltbar bis“.
Da sieht man das Ende steckt im Anfang auch schon drin.

Erst recht in diesem. Denn diesen neuen Glossenhauer gibt es nur, weil es den alten nicht mehr gibt. Und den gibt’s nicht mehr, weil die österreichische Bundesregierung beschlossen hat, die älteste Tageszeitung der Welt als Printausgabe einzustampfen.
Die online-Ausgabe ist mittlerweile auch so geändert worden, daß man sämtliche Kolumnen, die ich die letzten 11 Jahre geschrieben habe, auch erst nach einer kleinen digitalen Raylle durch das Archiv findet. Aber egal, wie heißt es so schön: immer wo eine Tür zu geht, öffnet sich woanders ein Fenster. Und wenn man Pech hat, fällt ein reicher Russe heraus.

Aber die haben es ja auch nicht einfach. Die Russen. Wissen gerade nicht, wen sie mehr fürchten sollen: Ihren Präsidenten - oder seinen Koch?

Mit Köchen sollte man sich grundsätzlich gut stellen. Erstens aus kulinarischen, zweitens aus überlebenstechnischen Gründen. Gerhard Schröder war es seinerzeit - als er noch Bundeskanzler von Deutschland war - ganz wichtig festzustellen, wer der Koch und wer der Kellner in seiner Koaltion war. Geholfen hat ihm das langfristig auch nichts. Sein Grundrezept „Hol mir mal ne Flasche Bier“ und „Mehr Gas“ hat seine Karriere nicht gerade befördert. Jetzt ist er Wasserträger vom Installateur, der für den Herd zuständig ist.
So ändern sich die Zeiten.

Verstehen aber nicht alle. Günter Kovacs etwa nicht. Der Mann war seit einem halben Jahr Vorsitzender des Bundesrats, also - um im Bild zu bleiben - sowas ähnliches wie der Chef der E-Bike-Essenszusteller. Und weil er jetzt seinen Chefposten räumen muß, selber aber einen neuen Parteiobmann hat, er aber Burgenländer ist und deshalb unter Umständen einen anderen hätte haben wollen, sagt er mal: Nein.

Also nicht intern in einer Sitzung oder in einem Brief an den Parteiobmann, sondern so wie er es von seinem Landeshauptmann Don Dosko gelernt hat: In den Medien. Im Fernsehen am Besten.

Da sagt er nein zu Tempo 100, weil man das den Pendlern nicht zumuten könnte. Stimmt, die sind gewohnt, sich mit Tempo 10 in Wien jeden Tag hinein und wieder hinaus zu stauen. Von Tempo 100 können die nur träumen, wenn sie den Railjet nach Wiener Neustadt an sich vorbei düsen sehen.

Und was auch gar nicht für ihn geht, ist die Legalisierung von Cannabis. Wegen der vielen Drogentoten. Zwar ist erstens von den Drogentoten ziemlich sicher nur ein verschwinden geringer Teil an Cannabis drauf gegangen (mit Schokoladekuchen im Mund eingeschlafen wahrscheinlich) und zweitens kann man mit dem selben Argument - also Tote durch Alkoholkonsum - im Land des Blaufränkischen, Grünen Veltliner und des Untrinkbaren (vulgo „Uhudler“), jedes Gasthaus, jedes Beisl und jeden Heurigen schließen. Wegen Verkauf potentiell tödlicher Substanzen. Eigentlich könnte man fast das ganze Burgenland dicht machen. Das Burgenland? „A großer Heuriger“ wie Herr Karl wohl gesagt hätte. Und Hans-Peter ist der Koch. Und der Kellner ist der Günter, der Kovacs Günter.
Zahlen bitte!