Der neue Glossenhauer
Ja, ich weiß. „Pünktlich“ ist nicht das Adjektiv, das man mit diesem Newsletter verbindet. Oder auch nur „wöchentlich“. Es ist im Moment aber auch ein bißchen kompliziert.
Denn der Verfasser muss in seinem Zweitberuf gerade tätig sein.
Der Kerl ist nämlich auch noch Kabarettist und steht kurz vor einer Premiere (22. September, Wien, Kabarett Niedermair) und davor sogar noch vor einer Vorpremiere (9.September, Offenbach, Filmklubb) und dazwischen macht er auch noch einen Vierteljahresrückblick (11. September, Frankfurt, Buch&Wein). Ein sehr fleissiger Mensch also.
Auch wenn man das gerade als Bezieher_in des Newsletters nicht so merkt.
Denn obendrein ist gerade Weltpolitik. Und das nicht nur dauernd, sondern auch noch ständig und überall. Quasi: global.
Wie etwa zur Zeit in Peking, wo sich gerade alle zusammen finden, die mit dem neuen Obermacker des Planeten, der Volksrepublik China also, BFF werden wollen.
Und damit ist „Best Friends Forever“ gemeint.
Das ist klar, weil der Autor erstens so ein total hipper (sagt man noch „hip“?), jugendlicher (sagt man noch „jugendlich“?) internet-affiner (wahnsinnig hippes, jugendliches Wort, oder?) Typ von knapp 55 Jahren ist, der voll lässig Abkürzungen in die Suchmaschine eingeben kann, und zweitens weil andere Bedeutungen von BFF - wie „Bürger für Frankfurt“ etwa - global gesehen keinen Sinn ergeben würden.
Wobei man überhaupt gar nicht weiß, ob eine Partei, die gerne mal mit rechtsextremen Gruppierungen wie der „Basis“ oder „Querdenken“ gemeinsam demonstriert und auch noch personelle Überschneidungen mit den Republikanern und der AfD hat, nicht insgesamt ein bißchen sinnfrei ist.
Aber BFF, also beste Freunde sein, ist ja eigentlich was schönes.
Volkswagen etwa war lange beste Freunde mit der chinesischen Führung.
Zur Zeit ist die Beziehung etwas abgekühlt, weil die Chinesen den Wolfsburgern vorhüpfen, wie man Autos baut, die auch gekauft werden. Also nicht riesige Kübel die gleich mal die Quadratmeterzahl einer Studenten-Bude als Parkraum brauchen, sondern kleine, leise, elektrische Flitzer. Die Franzosen bauen übrigens auch schon sowas. Die Italiener auch.
Nur die deutsche Autoindustrie hat Modelle, die… wie soll man das positiv formulieren? Ah ja!… Automodelle, die enorme Marktchancen eröffenen… und zwar für die deutsche Fahrrad-Industrie.
Aber es ändert sich ja auch so viel gerade, dass man gar nicht mehr nach kommt.
Auch wenn man sich wirklich bemüht.
Der Deutsche Verfassungsschutz etwa - war dieser Tage zu lesen - plant Abwehrmaßnahmen gegen russische Spionage, Sabotage, und Cyberattacken.
Ja, richtig: Der plant das.
Er hat also noch keine Abwehrmaßnahmen ergriffen. Man hat ja Zeit.
Fast dreieinhalb Jahre nach dem konzertierten Angriff der russischen Streitkräfte auf Kiew und gefühlte dreihundert Jahre nach dem Beginn der Propaganda-Schlacht um die Hirne des deutschen Wahlvolks, plant der Verfassungsschutz mal was zu machen. Das ist eine coole Organisation, die die Zeichen der Zeit gelesen und verstanden hat.
Und danach ausgiebig überlegt hat, wie man darauf reagieren sollte. Hier wird nichts überhastet.
Und das ist doch auch logisch. Man muß abwägen: Soll man sich wirklich gegen Russland und für die Demokratie in Stellung bringen, wenn die Russen möglicherweise bald in Form einer rechtsextremen Partei in der Regierung sitzen? Nein, die Bürger für Frankfurt sind es nicht, personelle Überschneidungen sind aber möglich.
Der Verfassungsschutz geht es ruhig an und plant mal lieber. Man muss ja nicht alles umsetzen.
In Österreich dagegen ist so ein Vorgehen undenkbar.
Planvolles Vorgehen ist da grundsätzlich nicht so verbreitet. Und beim österreichischen Geheimdienst weiß man eigentlich schon längst nicht mehr, wem der eigentlich dient. Österreich? Oder doch einem anderen Staat.
Beim Hacker-Angriff auf das österreichische Innenministerium dieser Tage wurde jedenfalls die „Direktion für Staatssicherheit und Nachrichtendienst“ verschont.
Vielleicht, weil sie so professionell geschützt war.
Oder weil es dort nichts zu holen gibt, was die Angreifer nicht ohnehin schon wüssten.
Es ist alles möglich.
Dafür verklagen ehemalige Mitarbeiter des ehemaligen Bundesamtes für Verfassungsschutzes Kabarettistinnen (ganz großartige, übrigens), wenn diese sie auf der Bühne als „russische Spione“ bezeichnen. Da weiß man doch gar nicht mehr, welche Verfassungen geschützt werden.
Aktuelle oder ehemalige? Oder gar zukünftige?
Daher möchte ich sicherheitshalber hiermit folgendes festhalten:
Ich bin von meinem Nasenspitzerl bis zur kleinen Zehe hinab ganzkörperlich überzeugt, dass sowohl der deutsche als auch der österreichische Geheimdienst oder Verfassungsschutz, ohne Zweifel aus ganzer Kraft die Verfassung schützen. Sei es die eigene, die eines anderen Staates oder auch nur die, in der sie sich selbst befinden. In all diesen Diensten arbeiten großartige, hochintelligente, unbestechliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die ihr Geschäft… äh… ich meine natürlich: ihr Handwerk aufs allerbeste beherrschen.
Das einzige, was man ihnen vielleicht vorwerfen könnte, dass sie nicht genau wissen, was der Streisand-Effekt ist. Aber sonst sind das alles untadelige Organisationen voller integrer Mitarbeiter.
Und das sag ich nicht, weil ich muss, sondern weil ich will.
Ja, ich will.
Denn, wenn die schon die elektronische Kommunikation überwachen (vielleicht mit Software vom Menschenfreund, Milliardär und Apokalyptiker Peter Thiel?) will ich, dass die auch mal etwas Positives über sich lesen.
In diesem Sinne:
Die Ehre, küss die Hand, Grüß Gott, einen schönen Tag, Gude, Servus und hoffentlich gibt es heute für Euch was Ordentliches in Kantine.
Euer Verfassungsfreund
Freunde der Verfassung
2. September 2025Ja, ich weiß. „Pünktlich“ ist nicht das Adjektiv, das man mit diesem Newsletter verbindet. Oder auch nur „wöchentlich“. Es ist im Moment aber auch ein bißchen kompliziert.
Denn der Verfasser muss in seinem Zweitberuf gerade tätig sein.
Der Kerl ist nämlich auch noch Kabarettist und steht kurz vor einer Premiere (22. September, Wien, Kabarett Niedermair) und davor sogar noch vor einer Vorpremiere (9.September, Offenbach, Filmklubb) und dazwischen macht er auch noch einen Vierteljahresrückblick (11. September, Frankfurt, Buch&Wein). Ein sehr fleissiger Mensch also.
Auch wenn man das gerade als Bezieher_in des Newsletters nicht so merkt.
Denn obendrein ist gerade Weltpolitik. Und das nicht nur dauernd, sondern auch noch ständig und überall. Quasi: global.
Wie etwa zur Zeit in Peking, wo sich gerade alle zusammen finden, die mit dem neuen Obermacker des Planeten, der Volksrepublik China also, BFF werden wollen.
Und damit ist „Best Friends Forever“ gemeint.
Das ist klar, weil der Autor erstens so ein total hipper (sagt man noch „hip“?), jugendlicher (sagt man noch „jugendlich“?) internet-affiner (wahnsinnig hippes, jugendliches Wort, oder?) Typ von knapp 55 Jahren ist, der voll lässig Abkürzungen in die Suchmaschine eingeben kann, und zweitens weil andere Bedeutungen von BFF - wie „Bürger für Frankfurt“ etwa - global gesehen keinen Sinn ergeben würden.
Wobei man überhaupt gar nicht weiß, ob eine Partei, die gerne mal mit rechtsextremen Gruppierungen wie der „Basis“ oder „Querdenken“ gemeinsam demonstriert und auch noch personelle Überschneidungen mit den Republikanern und der AfD hat, nicht insgesamt ein bißchen sinnfrei ist.
Aber BFF, also beste Freunde sein, ist ja eigentlich was schönes.
Volkswagen etwa war lange beste Freunde mit der chinesischen Führung.
Zur Zeit ist die Beziehung etwas abgekühlt, weil die Chinesen den Wolfsburgern vorhüpfen, wie man Autos baut, die auch gekauft werden. Also nicht riesige Kübel die gleich mal die Quadratmeterzahl einer Studenten-Bude als Parkraum brauchen, sondern kleine, leise, elektrische Flitzer. Die Franzosen bauen übrigens auch schon sowas. Die Italiener auch.
Nur die deutsche Autoindustrie hat Modelle, die… wie soll man das positiv formulieren? Ah ja!… Automodelle, die enorme Marktchancen eröffenen… und zwar für die deutsche Fahrrad-Industrie.
Aber es ändert sich ja auch so viel gerade, dass man gar nicht mehr nach kommt.
Auch wenn man sich wirklich bemüht.
Der Deutsche Verfassungsschutz etwa - war dieser Tage zu lesen - plant Abwehrmaßnahmen gegen russische Spionage, Sabotage, und Cyberattacken.
Ja, richtig: Der plant das.
Er hat also noch keine Abwehrmaßnahmen ergriffen. Man hat ja Zeit.
Fast dreieinhalb Jahre nach dem konzertierten Angriff der russischen Streitkräfte auf Kiew und gefühlte dreihundert Jahre nach dem Beginn der Propaganda-Schlacht um die Hirne des deutschen Wahlvolks, plant der Verfassungsschutz mal was zu machen. Das ist eine coole Organisation, die die Zeichen der Zeit gelesen und verstanden hat.
Und danach ausgiebig überlegt hat, wie man darauf reagieren sollte. Hier wird nichts überhastet.
Und das ist doch auch logisch. Man muß abwägen: Soll man sich wirklich gegen Russland und für die Demokratie in Stellung bringen, wenn die Russen möglicherweise bald in Form einer rechtsextremen Partei in der Regierung sitzen? Nein, die Bürger für Frankfurt sind es nicht, personelle Überschneidungen sind aber möglich.
Der Verfassungsschutz geht es ruhig an und plant mal lieber. Man muss ja nicht alles umsetzen.
In Österreich dagegen ist so ein Vorgehen undenkbar.
Planvolles Vorgehen ist da grundsätzlich nicht so verbreitet. Und beim österreichischen Geheimdienst weiß man eigentlich schon längst nicht mehr, wem der eigentlich dient. Österreich? Oder doch einem anderen Staat.
Beim Hacker-Angriff auf das österreichische Innenministerium dieser Tage wurde jedenfalls die „Direktion für Staatssicherheit und Nachrichtendienst“ verschont.
Vielleicht, weil sie so professionell geschützt war.
Oder weil es dort nichts zu holen gibt, was die Angreifer nicht ohnehin schon wüssten.
Es ist alles möglich.
Dafür verklagen ehemalige Mitarbeiter des ehemaligen Bundesamtes für Verfassungsschutzes Kabarettistinnen (ganz großartige, übrigens), wenn diese sie auf der Bühne als „russische Spione“ bezeichnen. Da weiß man doch gar nicht mehr, welche Verfassungen geschützt werden.
Aktuelle oder ehemalige? Oder gar zukünftige?
Daher möchte ich sicherheitshalber hiermit folgendes festhalten:
Ich bin von meinem Nasenspitzerl bis zur kleinen Zehe hinab ganzkörperlich überzeugt, dass sowohl der deutsche als auch der österreichische Geheimdienst oder Verfassungsschutz, ohne Zweifel aus ganzer Kraft die Verfassung schützen. Sei es die eigene, die eines anderen Staates oder auch nur die, in der sie sich selbst befinden. In all diesen Diensten arbeiten großartige, hochintelligente, unbestechliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die ihr Geschäft… äh… ich meine natürlich: ihr Handwerk aufs allerbeste beherrschen.
Das einzige, was man ihnen vielleicht vorwerfen könnte, dass sie nicht genau wissen, was der Streisand-Effekt ist. Aber sonst sind das alles untadelige Organisationen voller integrer Mitarbeiter.
Und das sag ich nicht, weil ich muss, sondern weil ich will.
Ja, ich will.
Denn, wenn die schon die elektronische Kommunikation überwachen (vielleicht mit Software vom Menschenfreund, Milliardär und Apokalyptiker Peter Thiel?) will ich, dass die auch mal etwas Positives über sich lesen.
In diesem Sinne:
Die Ehre, küss die Hand, Grüß Gott, einen schönen Tag, Gude, Servus und hoffentlich gibt es heute für Euch was Ordentliches in Kantine.
Euer Verfassungsfreund
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