Der neue Glossenhauer
9. Juni 2023
Wer eine Excel-Tabelle nicht bedienen kann, darf sich im 21. Jahrhundert kein Mitleid erhoffen. Das weiß jetzt die SPÖ. Und dass ausgerechnet jener Mensch, der für das ganze Schlamassel ganz bestimmt nichts kann - nämlich der neue Parteichef Babler - sich in den Medien "für das Bild, das wir abgeben" entschuldigen muss, ist eine Ironie der Geschichte.
Aber Moment! Entschuldigen muss man sich doch erst, wenn man Schuld hat. Und wer hat die? Genau: Niemand.
Dazu muss man sich nur die Erklärung der - mittlerweile ehemaligen - Leiterin der SPÖ-Wahlkommission anschauen. Was sie jetzt macht, ist nicht bekannt (vielleicht leitet sie jetzt das Institut für theoretische Mathematik und praktischen Alkoholkonsum in der Weinbauregion Südsteiermark), ihre Erklärung vom Montag aber sollte in die Geschichtsbücher des Landes eingehen. Selten ist die aktive Unschuldsbeweisführung theoretischer Verantwortlichkeit eleganter formuliert worden. Wer Österreich an sich verstehen will, muss sich dieses rhetorische Gustostückerl auf der Zunge zergehen lassen. O-Ton Leiterin der Wahlkommission:
"Die Stimmzettel haben leider nicht mit dem digital verkündeten Ergebnis zusammengepasst. Aufgrund eines technischen Fehlers eines Mitarbeiters in der Excel-Liste wurde das Ergebnis vertauscht."
Verstanden? Der Fehler war erstens technischer Natur und zweitens der eines Mitarbeiters. Der Mitarbeiter ist wahrscheinlich eine Art Chat-Bot. Schließlich deutet die Ortsbeschreibung "in der Excel-Liste" möglicherweise auf den Wohnort des Mitarbeiters hin. Die SPÖ arbeitet anscheinend mit künstlicher Intelligenz. Bei der Verteilung der natürlichen Intelligenz in der Wahlkommission eine vernünftige Idee. Das betrifft sogar die Kommissionsleiterin, die ja sagt, das Ergebnis wäre "digital verkündet" worden. Wie am Parteitag zu sehen, hat sie es aber selbst den Delegierten überbracht. Das kann nur bedeuten, dass sie selbst eine KI ist. Oder zumindest ein Cyborg. So wäre es erklärbar, dass der Fehler gleichzeitig menschlichen und technischen Ursprungs ist.
Aber halt! Gibt es überhaupt einen Fehler? Weiterer O-Ton der Wahlkommissionsleiterin:
"Ich habe mir heute selbst ein Bild darüber gemacht und es ist mir ganz wichtig festzuhalten, dass beim Wahlgang selbst und bei der Arbeit der Wahlkommission - und das ist mir immer besonders wichtig gewesen - kein einziger Fehler unterlaufen ist."
Andere machen sich Bilder von etwas, diese Dame allerdings über etwas. Das klingt nach einem Stück von Peter Handke "Bilder über einen Wahlgang". Aber egal, es ist ja kein einziger Fehler passiert. Schließlich lauten die weiteren Ausführungen: "Es handelt sich um einen technischen Fehler." Klar? Kein Fehler. Und der ist technisch. Es ist also niemand schuld.
Siehe O-Ton Nummer vier: "Ich möchte trotzdem festhalten, dass kein einziges Mitglied der Wahlkommission gefordert hat, noch einmal - nach der Verkündung des Ergebnisses - eine Kontrolle durchzuführen. Dazu gehöre auch ich als Leiterin selbst."
Beruhigend, oder? Dass man so ein Ergebnis auch vor der Verkündung hätte überprüfen können, da ist leider kein einziges Mitglied der Wahlkommission draufgekommen. Auch nicht die Leiterin selbst. Das ist Österreich: Guat ist gangan, nix is gschehn. Und keiner war dabei.
9. Juni 2023
Wer eine Excel-Tabelle nicht bedienen kann, darf sich im 21. Jahrhundert kein Mitleid erhoffen. Das weiß jetzt die SPÖ. Und dass ausgerechnet jener Mensch, der für das ganze Schlamassel ganz bestimmt nichts kann - nämlich der neue Parteichef Babler - sich in den Medien "für das Bild, das wir abgeben" entschuldigen muss, ist eine Ironie der Geschichte.
Aber Moment! Entschuldigen muss man sich doch erst, wenn man Schuld hat. Und wer hat die? Genau: Niemand.
Dazu muss man sich nur die Erklärung der - mittlerweile ehemaligen - Leiterin der SPÖ-Wahlkommission anschauen. Was sie jetzt macht, ist nicht bekannt (vielleicht leitet sie jetzt das Institut für theoretische Mathematik und praktischen Alkoholkonsum in der Weinbauregion Südsteiermark), ihre Erklärung vom Montag aber sollte in die Geschichtsbücher des Landes eingehen. Selten ist die aktive Unschuldsbeweisführung theoretischer Verantwortlichkeit eleganter formuliert worden. Wer Österreich an sich verstehen will, muss sich dieses rhetorische Gustostückerl auf der Zunge zergehen lassen. O-Ton Leiterin der Wahlkommission:
"Die Stimmzettel haben leider nicht mit dem digital verkündeten Ergebnis zusammengepasst. Aufgrund eines technischen Fehlers eines Mitarbeiters in der Excel-Liste wurde das Ergebnis vertauscht."
Verstanden? Der Fehler war erstens technischer Natur und zweitens der eines Mitarbeiters. Der Mitarbeiter ist wahrscheinlich eine Art Chat-Bot. Schließlich deutet die Ortsbeschreibung "in der Excel-Liste" möglicherweise auf den Wohnort des Mitarbeiters hin. Die SPÖ arbeitet anscheinend mit künstlicher Intelligenz. Bei der Verteilung der natürlichen Intelligenz in der Wahlkommission eine vernünftige Idee. Das betrifft sogar die Kommissionsleiterin, die ja sagt, das Ergebnis wäre "digital verkündet" worden. Wie am Parteitag zu sehen, hat sie es aber selbst den Delegierten überbracht. Das kann nur bedeuten, dass sie selbst eine KI ist. Oder zumindest ein Cyborg. So wäre es erklärbar, dass der Fehler gleichzeitig menschlichen und technischen Ursprungs ist.
Aber halt! Gibt es überhaupt einen Fehler? Weiterer O-Ton der Wahlkommissionsleiterin:
"Ich habe mir heute selbst ein Bild darüber gemacht und es ist mir ganz wichtig festzuhalten, dass beim Wahlgang selbst und bei der Arbeit der Wahlkommission - und das ist mir immer besonders wichtig gewesen - kein einziger Fehler unterlaufen ist."
Andere machen sich Bilder von etwas, diese Dame allerdings über etwas. Das klingt nach einem Stück von Peter Handke "Bilder über einen Wahlgang". Aber egal, es ist ja kein einziger Fehler passiert. Schließlich lauten die weiteren Ausführungen: "Es handelt sich um einen technischen Fehler." Klar? Kein Fehler. Und der ist technisch. Es ist also niemand schuld.
Siehe O-Ton Nummer vier: "Ich möchte trotzdem festhalten, dass kein einziges Mitglied der Wahlkommission gefordert hat, noch einmal - nach der Verkündung des Ergebnisses - eine Kontrolle durchzuführen. Dazu gehöre auch ich als Leiterin selbst."
Beruhigend, oder? Dass man so ein Ergebnis auch vor der Verkündung hätte überprüfen können, da ist leider kein einziges Mitglied der Wahlkommission draufgekommen. Auch nicht die Leiterin selbst. Das ist Österreich: Guat ist gangan, nix is gschehn. Und keiner war dabei.