Severin Groebners Newsletter
Der neue Glossenhauer

Der freundliche Mensch von nebenan

Man kann dem Homo sapiens ja einiges vorwerfen, wo er aber wirklich top ist, also unschlagbar, total erfinderisch, kreativ, geradezu fantastisch, ist der Bereich, wo er Gelegenheit findet, einen anderen Homo sapiens von der Erde zu tilgen.

16.Oktober 2023

Tatsächlich: Was Waffensysteme, die Organisation von Überfallkommandos, Terror, Bombardements oder das schlichte Abschlachten des Nachbarn betrifft, da können andere Tierarten sich von diesem nackten Savannen-Affen etwas abschauen.
Nehmen wir den Zwergotter: So ein Zwergotter planscht den ganzen Tag im Wasser, balgt mit seinen Artgenossen, frisst ab und zu einen Fisch und … nichts. Der denkt nicht einmal daran, eine Seemine zu konstruieren oder einen Drohnenangriff zu fliegen. Kein Wunder also, dass solche Arten, es - im Gegensatz zu uns - nicht einmal geschafft haben, die Klimaanlage, den Wasserenthärter oder den Wunderbaum zu entwickeln.
Oder so ein tolles, destruktives Gerät wie das Automobil.
Der Zwergotter - ha! - der kann schauen, wo er bleibt.

Es gibt natürlich auch Menschen, denen es da nicht so viel besser geht.
In Australien etwa hat die Mehrheit der Wahlberechtigten ( etwa 18 Millionen) den etwas mehr als einer halben Million indigenen Australiern (vulgo "Aborigines" oder "First Nations" oder "Wirwarenzuerstdaalter!") zusätzliche Rechte verweigert.
Logisch, wie kann man auch einer Kultur, die geschätzte 60 000 Jahre alt ist, als Nachfahre von weißen Einwanderern, Häftlingen und ihren Bewachern, die gerade mal maximal 300 Jahre da sind, irgendwie irgendwas einräumen.
Das ist ja gegen die Tradition.

Schließlich hat man denen die letzten 300 Jahre ständig was weggenommen. Wenn man denen jetzt was geben täte… das wäre ja so als würde man in Österreich und Bayern plötzlich anfangen von Staats wegen protestantische Kirchen zu bauen.
Des hamma no nie g'macht.

Apropos wegnehmen: In Österreich ist auch nicht alles gut.
Nein, in Österreich kommt es vermehrt zu entsetzlichen Verbrechen. Zu unsagbaren hinterhältigen Vergehen. Es kommt zu: Trauben-Diebstahl.
(Also Weintrauben werden gestohlen. Nicht Menschentrauben.)
Sowohl in Wien (für alle Auswärtigen: Ja, da wächst Wein. Der Name der Stadt ist ja auch ein Anagramm des Wortes "Wein") als auch in Bad Loipersdorf (das ist ein Anagramm von "Brad Persilfood" und ich hab keine Ahnung, wer oder was das sein soll. Klingt nach einem Ernährungsberater aus Hollywood.) sind aus den Weingärten 2,5 bzw. 5 Tonnen Trauben gestohlen worden. Also heimlich abgeerntet.
Sozusagen: eine Verbrecherische Lesung.
Und diese Lesung führt einen - logischerweise - sofort zur: Buchmesse.
(Ich finde meine Überleitungen übrigens sehr gut).
Denn während die Welt brennt, steht die Buchmesse vor der Tür. Also sofern die Türe in Frankfurt lokalisiert ist, steht die Buchmesse davor. Und die Tür muss auch in Richtung Messe führen.

Und was heißt das? Buchmesse in Frankfurt?
Das heißt eine Woche lang internationales Publikum, gratis Weinausschank ab etwa 17h, viele alte, weiße Frauen und Männer mit interessanten Brillen, gratis Wein in der Kochbuchabteilung, Gastland dieses Jahr: das langsamste Land der Welt "Slow-enien", das sicher tolle Literaten mitbringt und von sich - laut taz - behauptet, das Land mit der "dichtesten Dichterdichte" zu sein, gut möglich, dass man auf der Buchmesse - Ah, schau! Da ist ein slowenischer Weinstand! - sich ab etwa 20h auch davon überzeugen kann, dass es auch das Land der "dichtesten Dichte dichter Dichter" ist.
Aber - bleiben wir fair und realistisch - es geht bei so einer Buchmesse natürlich nicht nur ums Lesen und Schreiben, nein, auch ums Essen und Trinken (ich glaube, da drüben gibt es einen Verlag mit Weinausschank!) aber auch ums Networken, Gespräche führen, nur ein kleines Glas Wein bitte, Kontakte knüpfen, noch eins ja bitte, Telefonnummern austauschen, ein Drittes!, inhaltlich diskutieren, was trinken wir da eigentlich?, noch eins!, prost!, ums saufen, bürsteln, schlempern, zuschütten, austrinken, nachschenken, zuprosten, niederschwoaßen, im Öl sein, einen Rausch ham, einen Mörderfetzen heim tragen, und die wi… wi… wichtigsterennn Fragen der speibenden… äh … schreibenden Zunft zu disguttiernnnnnn…n…n.
Oder anders gesagt:
Woran erkennt man den Literaten? Dass in ihm ein "Liter" steckt!
Aber das ist natürlich unfair.
Es geht bei der Buchmesse auch ums Geschäft.
Und - ganz wichtig - den "Austausch".
Denn in der Woche nach der Buchmesse ist die ganze literarische Welt in und um Frankfurt krank.
Alle haben sie ihre bunten Brillen abgelegt und liegen jetzt zuhause und rotzen, husten und saufen - statt überschätztem Weißwein - Kamillen- und Ingwertee.
Schließlich haben Verlagshäuser, Schriftsteller und PR-Damen aus aller Welt auch Krankheitserreger aus aller Welt mitgebracht. Und bei der Dichte von Dichtern und noch Dichteren ("War das mein Glas? Egal.") freuen diese Kleinstlebewesen sich weltweit auf das Branchentreffen.
Dann wissen die Literaten auch, warum sie den Rest des Jahres einsam im Arbeitszimmer hocken und vor sich hin schreiben. Das ist weitaus ungefährlicher. Da kann man sich alles völlig ungefährdet ausdenken. Geschichten über Waffensysteme vielleicht.
Oder über freundliche Lebewesen.
Irgendwas mit Zwergotter.