Nur nicht aufgeben
23. Oktober 2023Wenn man auf die Menschheit blickt, sich die Nachrichten um die Ohren schnalzen lässt, das Weltgeschehen sich mal so richtig reinzieht, wie früher - als man jung und blöd war und so Sachen ausprobiert hat - eine Kräuterzigarette auf Lunge (also bis ganz runter, so daß man anschließend gehustet hat wie ein Bergarbeiter nach dreissig Jahren Schicht im Schacht), dann merkt man: Das ist ja gar nicht gut für mich.
Nein, nicht Drogen. Mit denen hat man ja nichts zu tun. Aber diese Weltpolitik, davon wird einem schlecht. So richtig übel.
Also, was macht man? Erholung. Genau!
Wegfahren. Aber umweltschonend. Also mit der Bahn. Gleich ein Ticket buchen. Geht ja online ganz schnell…
Schnitt.
Drei Stunden später:
Nach einem kleinen Tobsuchtsanfall hervorgerufen durch das Buchungssystem der Deutschen Bahn, mehreren vergeblich aus einer etwas abseitigen Stimmung heraus vergebenen Passwörtern, die alle bereits vergeben waren (z.B.: „Scheißverein“ - Passwort bereits vergeben, „Drecksunternehmen“ - Passwort bereits vergeben, „Was-macht-ihr-eigentlich-beruflich?“ - Passwort bereits vergeben, „Euch-soll-der-Blitz-beim-Scheissen-treffen“ Passwort bereits vergeben), wechselt man in den heimischen Dialekt und hat Glück. Denn auf den Vorschlag „owezarende_Oaschkrampn_elendigigliche2.0“ kommt endlich eine andere Antwort:
„Das Zeitlimit wurde überschritten, bitte starten Sie den Anmeldevorgang erneut.“
Danach, nach der intensiven Runde autogenem Training, bei dem man sein Mind-Set rebootet hat, in dem man sich sämtliche deutsche Verkehrsminister und die Chefs der Bahn der letzte 20 Jahre vor das geistige Auge gezerrt hat, wie sie im Orkus in einem Kessel voller kochender Scheiße gebadet werden und nur ab und zu ein Service-Mitarbeiter auftaucht, der aus der dampfenden Plörre mehrere Becher füllt und dann mit den mit den Worten „Möchte jemand frisch gebrühten Kaffee?“ entschwindet, entdeckt man, wie unheimlich anstrengend und unproduktiv solche Fantasien sind und dass sie ja auch nichts ändern.
Weshalb man sich zur Erholung wieder ernüchtert der Weltpolitik zu wendet.
Die ist auch frustrierend, tut aber nicht so, als würde sie einem Tickets verkaufen.
Das Treffen der internationalen Brandstifter, Quertreiber und Kriegsverbrecher etwa.
Die wollen einen gar nicht dabei haben.
Die bleiben lieber unter sich.
Haben sich doch in China Serbiens Präsident Vucic, Ungarns Regierungschef Orban und Putin als Lord of Diktatoren (und noch viele andere) beim lächelnden Oberboss, dem stets freundliche Xi Jinping, eingefunden. Der hat sie nämlich vorgelad… äh… eingeladen.
Zum Meeting auf der Seidenstraße.
Und wer dort mitspielen will braucht die Seidenstraßen-Credibility und den richtigen Seidenstraßen-Slang, sonst wirst Du nichts in der Seidenstraßen-Gang.
Denn auf der Seidenstraße, da weht ein rauer Wind.
Putin, der endlich mal wieder diese von seiner mafiösen Geheimdienst-Clique gelenkte Tankstelle (also Russland) verlassen darf, gibt den Ton vor und nennt die „Beziehungen“ zwischen seiner kleptokratischen Diktatur und der gewesenen Demokratie Ungarn „zufriedenstellend“, was übersetzt soviel heißt wie: „Gut, weiter so. Aber keinen Mucks, sonst…“. Vucic aus Serbien dagegen beschwört die „eiserne Freundschaft“ zwischen seinem kleinem Paradies der organisierten Kriminalität und der Volksrepublik China, was natürlich nur bedeutet: „Ich weiß, dass wir Euch noch sehr viel Geld schulden. Kriegt ihr wieder! Versprochen!“
Aber die wichtigsten Meldungen kommen natürlich vom Capo dei Capi, also Xi Jinping selbst. Der nennt die alte Budapestbeule Orban einen „Freund“, was soviel heißt wie: „Neues Mitglied in der Familie“. Und über Putin sagt der Oberboss Xi sogar, er wäre ein „guter Freund“. Was soviel heißt: „Das ist der wahnsinnige Killer, der bei uns die Drecksarbeit macht, wenn einer von Euch aus der Reihe tanzt.“.
Und alle anderen Staaten erklärt Xi - immer lächelnd wie es sich für einen mächtigen Mann gehört - am Schluß noch einmal, sie sollten sich nicht von China „entkoppeln“.
Frei übersetzt: „Unsere Familie verlässt man nur mit den Füßen voraus.“
Auf dem harten Pflaster der Seidenstraße bleibt da eigentlich nur eine Frage:
„Warum eigentlich Seide?“
Vielleicht, weil man daraus sehr gut Halstücher machen und mit diesen Menschen erdrosseln kann. Ohne Spuren zu hinterlassen.
Wer aber Spuren hinterlassen möchte, ist der deutsche Kanzler Olaf Scholz.
Er möchte Deutschland nämlich schneller machen.
Hat er gesagt. Vor den Arbeitgebern. Mal abgesehen davon, daß man bis vor kurzem (also kurz, naja… bis vor einiger Zeit… nein, bis vor zwanzig oder dreissig Jahren, ja.) eigentlich dachte, dass die Partei, der Scholz angehört, die SPD, angeblich für Arbeitnehmer da sein wollte, stellt sich doch die Frage: Schneller?
Schön, aber wäre die Richtung zunächst nicht wichtiger als die Geschwindigkeit?
Die Jungs, die nachts die illegalen Autorennen machen, die sind auch schnell - und drehen sich doch nur im Kreis. Wie schon Qualtingers „Halbwilder“ in den 50er Jahren gesungen hat: „Ich hab zwar keine Ahnung, wo ich hinfahr’, aber dafür bin ich g’schwinder dort.“
Nein, bei Scholz ist das anders. Er sagt, das wäre der Unterschiede zwischen ihm zu den „Sprücheklopfern“. Aha. Und deshalb möchte er obendrein auch die Illegale Migration bekämpfen - Aha! - und zwar in dem er (erstens) Rückführungsabkommen mit anderen Ländern abschließt - Oho!! - , aus denen er (zweitens) gleichzeitig Fachkräfte anwerben will - Uhuuuu!!!.
Also der deutsche Bundeskanzler sucht Staaten, wo er gut ausgebildete Leute bekommen, aber dafür schlecht ausgebildete hinschicken kann. Eine Tolle Idee. Das da noch keiner früher draufgekommen ist.
Nur: welches Land sollte sich auf diesen Deal einlassen? Fantasialand? Lummerland? Legoland?
Oder war das nur so ein geklopfter Spruch, Herr Kanzler?
Hauptsach’ raus damit und zwar…. schnell.
Ist vielleicht so eine Kanzlerkrankheit. Der österreichische Exkanzler ist da ja nicht besser.
Nur noch ein bißchen geschmackloser.
Zum Bespiel stirbt ein österreichischer Spitzenjurist, einer der viel für die Partei von Sebastian Kurz getan hat, und Ex-Kanzler stellt sich nach seinem Gerichtstermin vor die Presse und versucht mit dem toten Freund seiner Partei schnell noch Stimmung gegen die (gegen ihn) ermittelnde Staatsanwaltschaft zu machen. Mit gegeltem Haar steht er also vor den Kameras und sagt:
„Ich hab gestern Abend noch mit ihm telefoniert und wenige Stunden später hat er sich das Leben genommen…“ Und dann sagt er noch, wie man mit dem Juristen umgegangen wäre und was das gemacht hätte und irgendwas anderes weinerliches in dieser stets quengelnden Stimme. Aber da hört man dem Kurzkanzler schon gar nicht mehr zu. Denn dieser Satz schwirrt einem im Kopf.
„Ich hab gestern Abend noch mit ihm telefoniert und wenige Stunden später hat er sich das Leben genommen…“
Ergibt sich daraus nicht ein Kausalzusammenhang? Drängt sich da nicht eine zwingende Erklärung auf für eine - wie soll man das sagen - „Kurzschlussreaktion“?
Und so beschließt man vorbereitet zu sein. Denn sollte bei einem selbst mal das Telefon läuten und Sebastian Kurz dran sein, dann weiß man jetzt, was man sagt.
Nämlich klar und deutlich:
„Herzlich Willkommen in der Service Hotline der deutschen Bahn, bitte haben Sie noch etwas Geduld. Herzlich Willkommen in der Service Hotline der deutschen Bahn, bitte haben Sie noch etwas Geduld. Herzlich Willkommen in der Service Hotline der deutschen Bahn, bitte haben Sie noch etwas Geduld. Herzlich Willkommen…“
Und dann schauen wir mal, wer zuerst aufgibt.