Der neue Glossenhauer
Während die Welt der Amtseinführung von Donald Trump entgegen bangt, Deutschland sich im Wahlkampf mal a u s n a h m s w e i s e mit sich selbst beschäftigt (aber nur bis zum Wahltag, danach gibt es wieder Wortmeldungen wie: „Europa muss…“ oder „Die Staatengemeinschaft sollte dringend…“ oder „Wollen Sie jemanden anrufen…?“) , macht Österreich das, was es am besten kann: Es verknüpft Weltpolitik mit den eigenen, etwas unappetitlichen Befindlichkeiten und formt daraus das urösterreichische Kasperltheater des Grauens. Hierbei ist der Kasperl ein frustrierter Philosophiestudent, der das grüne Krokodil trotz Artenschutzabkommen erschießen und in eine Handtasche verwandeln will, während ihn sein Partner Seppl, ein tumber Kerl vom Land mit den matten Worten zu mäßigen versucht, die er zwischen Schnaps und Blasmusik noch hervorstoßen kann: „Geh Herbert…!“, aber Herbert, der unlustige Kasperl, hat seinen Truck bereits voll Waffen geladen und ist bereit zum Jagdausflug.
Keiner weiß, wie dieses Stück ausgeht, aber es wird der Kritik wie immer nichts anderes übrig bleiben, als Hebbel zu zitieren:
„Österreich ist eine kleine Welt, in der die große ihre Probe hält.“
Und der Mann hat recht, schließlich ist er in Wien gestorben.
Vielleicht auch nur zur Probe.
Während man in Wien also noch probiert, spielt man in Washington in ein paar Tagen die Premiere. Wann das Stück „Unter dem Jubel der Bevölkerung Demokratie abschaffen“ in Deutschland gespielt wird, weiß man noch nicht. Zur Zeit steht nur ein Finanzlobbyist als Kanzler ins Haus, während ein Mensch, der gerne zum Mars möchte, mit der Kanzlerkandidatin der AfD zur Erkenntnis gelangt, dass Adolf Hitler ein Kommunist war.
Da sag ich als Satiriker:
„Moment! Stop! Ich bau auch keine Elektro-Autos, Elon. Also halt Dich aus meinem Business raus.“
Denn ganz ehrlich: Wenn Hitler Kommunist war, was war dann Josef „ Peppi" Stalin? Friedensnobelpreisträger und Präsident des Internationalen roten Kreuzes? Dann war aber auch Ayatollah Khomeini Vorsitzender der Feministischen Internationalen und Rabbi von Göteborg. So betrachtet war Mao Zedong logischerweise Verteidigungsminister von Taiwan und Erfinder des Weinfests von Bad Nauheim. Was ja logisch ist, weil dort Elvis stationiert war, der das Maosche Wirken in seinem Song „Jailhouse Rock“ vorweg genommen hatte, weswegen er auch in den Himmel aufgestiegen und von Papst Franz Beckenbauer im Sternbild „China-Böller“ verewigt worden ist.
Ein Sternbild, das übrigens nur zu Silvester erscheint und das man nicht sehen, aber dafür umso besser hören kann.
Frei nach dem Motto: laut & inhaltsfrei.
Diesem Motto folgend hat Musk das alles Frau Weidel erklärt, während sie ihm im Gegenzug dargelegt hat, warum sie zwar mit einer Frau zusammen lebt, aber weder lesbisch, noch queer ist, dafür sehr national, weswegen sie am liebsten auch Steuern in der Schweiz zahlt.
Es ist ja auch alles ganz einfach und nachvollziehbar, wenn man sich nur ein Herz fasst und auf jegliche Logik und Vernunft pfeift. Stattdessen bemüht man besser, wie der mögliche künftige österreichische Bundeskanzler, den hochberühmten „Hausverstand“.
Das ist jene Art von Verstand, dem es seit Jahrzehnten verboten war, das Haus zu verlassen, weshalb er sich erfolgreich zur Paranoia weiter entwickelt hat. Hausverstand ist also Intellekt mit Stockholmsyndrom.
In einem Land, wo regelmäßig Menschen in Kellern verschwinden und erst nach Jahren oder Jahrzehnten wieder auftauchen, ist der „Hausverstand“ die normale, geistige Schlussfolgerung daraus.
Dementsprechend sind auch seine Ratschläge:
„Ah! Achtung! Vorsicht! Oh! Pass auf! Nein! Schnell weg! Sicher nicht! Schau da nicht hin! Haben wir noch nie gebraucht! Pfui! Kenn ich nicht! Gehen wir wieder heim! Was? Abschaffen! Klima? Egal, ich bin versichert…“
Und diese Geisteshaltung hat natürlich auch kulturelle Ausformungen.
Denn trifft diese gelebte Paranoia auf Kunst & Kultur wird sie zum: Musical.
Das liegt an der fatalen Neigung des Musiktheaters zum Totalitarismus.
Die Oper wurde im Barock geboren, zusammen mit dem Absolutismus. Die Operette erlebte ihre Höhepunkte in den Verfilmungen von Willi Forst während des Nationalsozialismus. Und deshalb hat das Musical eine glänzende Zukunft in der illiberalen Demokratie (die heißt nur so, das ist keine mehr) vor sich.
Logisch, denn wer hört schon bei dem ständigen Gesinge (Musical), Geträller (Operette) oder Geplärre (Oper) auf den Text?
Das ist der feuchte Traum der Volksberuhigung der künftigen Oligarchie: Massen-Unterhaltung mit inhaltsfreiem Inhalt.
Ob die Oligarchen amerikanische, russische, österreichische, deutsche oder irgendwelche aserbaidschanische Namen tragen, ist dabei völlig nebensächlich. Hauptsache es wird laut unverständlicher Text in das Publikum hinein gekreischt. Und schon wieder: laut & inhaltsfrei.
Denn dann hat das Auditorium viel zu fühlen.
Und wenig nach zu denken.
Der Verstand kann also wieder nach Hause gehen.
Da fühlt er sich ja sowieso am wohlsten.
Und jetzt raten Sie mal, wo demnächst sehr große Musical-Theater mit mehreren tausend Sitzplätzen errichtet werden sollen… na?
Genau: in Wien. Damit die Menschen aus den Nachbarländern wie Slowakei und Ungarn schnell anreisen können. Aber natürlich auch für die heimische Bevölkerung und die Wochenendtouristen aus Deutschland.
Das klingt doch schon ein bißchen nach einem größeren, geopolitischen Projekt.
Insofern bin ich gespannt, wann es das erste Bromance-Musical über Donald Trump, Wladimir Putin und ihre rechtspopulistischen Freunde geben wird. Arbeitstitel: Rats.
Es wird geprobt!
20. Jänner 2025Während die Welt der Amtseinführung von Donald Trump entgegen bangt, Deutschland sich im Wahlkampf mal a u s n a h m s w e i s e mit sich selbst beschäftigt (aber nur bis zum Wahltag, danach gibt es wieder Wortmeldungen wie: „Europa muss…“ oder „Die Staatengemeinschaft sollte dringend…“ oder „Wollen Sie jemanden anrufen…?“) , macht Österreich das, was es am besten kann: Es verknüpft Weltpolitik mit den eigenen, etwas unappetitlichen Befindlichkeiten und formt daraus das urösterreichische Kasperltheater des Grauens. Hierbei ist der Kasperl ein frustrierter Philosophiestudent, der das grüne Krokodil trotz Artenschutzabkommen erschießen und in eine Handtasche verwandeln will, während ihn sein Partner Seppl, ein tumber Kerl vom Land mit den matten Worten zu mäßigen versucht, die er zwischen Schnaps und Blasmusik noch hervorstoßen kann: „Geh Herbert…!“, aber Herbert, der unlustige Kasperl, hat seinen Truck bereits voll Waffen geladen und ist bereit zum Jagdausflug.
Keiner weiß, wie dieses Stück ausgeht, aber es wird der Kritik wie immer nichts anderes übrig bleiben, als Hebbel zu zitieren:
„Österreich ist eine kleine Welt, in der die große ihre Probe hält.“
Und der Mann hat recht, schließlich ist er in Wien gestorben.
Vielleicht auch nur zur Probe.
Während man in Wien also noch probiert, spielt man in Washington in ein paar Tagen die Premiere. Wann das Stück „Unter dem Jubel der Bevölkerung Demokratie abschaffen“ in Deutschland gespielt wird, weiß man noch nicht. Zur Zeit steht nur ein Finanzlobbyist als Kanzler ins Haus, während ein Mensch, der gerne zum Mars möchte, mit der Kanzlerkandidatin der AfD zur Erkenntnis gelangt, dass Adolf Hitler ein Kommunist war.
Da sag ich als Satiriker:
„Moment! Stop! Ich bau auch keine Elektro-Autos, Elon. Also halt Dich aus meinem Business raus.“
Denn ganz ehrlich: Wenn Hitler Kommunist war, was war dann Josef „ Peppi" Stalin? Friedensnobelpreisträger und Präsident des Internationalen roten Kreuzes? Dann war aber auch Ayatollah Khomeini Vorsitzender der Feministischen Internationalen und Rabbi von Göteborg. So betrachtet war Mao Zedong logischerweise Verteidigungsminister von Taiwan und Erfinder des Weinfests von Bad Nauheim. Was ja logisch ist, weil dort Elvis stationiert war, der das Maosche Wirken in seinem Song „Jailhouse Rock“ vorweg genommen hatte, weswegen er auch in den Himmel aufgestiegen und von Papst Franz Beckenbauer im Sternbild „China-Böller“ verewigt worden ist.
Ein Sternbild, das übrigens nur zu Silvester erscheint und das man nicht sehen, aber dafür umso besser hören kann.
Frei nach dem Motto: laut & inhaltsfrei.
Diesem Motto folgend hat Musk das alles Frau Weidel erklärt, während sie ihm im Gegenzug dargelegt hat, warum sie zwar mit einer Frau zusammen lebt, aber weder lesbisch, noch queer ist, dafür sehr national, weswegen sie am liebsten auch Steuern in der Schweiz zahlt.
Es ist ja auch alles ganz einfach und nachvollziehbar, wenn man sich nur ein Herz fasst und auf jegliche Logik und Vernunft pfeift. Stattdessen bemüht man besser, wie der mögliche künftige österreichische Bundeskanzler, den hochberühmten „Hausverstand“.
Das ist jene Art von Verstand, dem es seit Jahrzehnten verboten war, das Haus zu verlassen, weshalb er sich erfolgreich zur Paranoia weiter entwickelt hat. Hausverstand ist also Intellekt mit Stockholmsyndrom.
In einem Land, wo regelmäßig Menschen in Kellern verschwinden und erst nach Jahren oder Jahrzehnten wieder auftauchen, ist der „Hausverstand“ die normale, geistige Schlussfolgerung daraus.
Dementsprechend sind auch seine Ratschläge:
„Ah! Achtung! Vorsicht! Oh! Pass auf! Nein! Schnell weg! Sicher nicht! Schau da nicht hin! Haben wir noch nie gebraucht! Pfui! Kenn ich nicht! Gehen wir wieder heim! Was? Abschaffen! Klima? Egal, ich bin versichert…“
Und diese Geisteshaltung hat natürlich auch kulturelle Ausformungen.
Denn trifft diese gelebte Paranoia auf Kunst & Kultur wird sie zum: Musical.
Das liegt an der fatalen Neigung des Musiktheaters zum Totalitarismus.
Die Oper wurde im Barock geboren, zusammen mit dem Absolutismus. Die Operette erlebte ihre Höhepunkte in den Verfilmungen von Willi Forst während des Nationalsozialismus. Und deshalb hat das Musical eine glänzende Zukunft in der illiberalen Demokratie (die heißt nur so, das ist keine mehr) vor sich.
Logisch, denn wer hört schon bei dem ständigen Gesinge (Musical), Geträller (Operette) oder Geplärre (Oper) auf den Text?
Das ist der feuchte Traum der Volksberuhigung der künftigen Oligarchie: Massen-Unterhaltung mit inhaltsfreiem Inhalt.
Ob die Oligarchen amerikanische, russische, österreichische, deutsche oder irgendwelche aserbaidschanische Namen tragen, ist dabei völlig nebensächlich. Hauptsache es wird laut unverständlicher Text in das Publikum hinein gekreischt. Und schon wieder: laut & inhaltsfrei.
Denn dann hat das Auditorium viel zu fühlen.
Und wenig nach zu denken.
Der Verstand kann also wieder nach Hause gehen.
Da fühlt er sich ja sowieso am wohlsten.
Und jetzt raten Sie mal, wo demnächst sehr große Musical-Theater mit mehreren tausend Sitzplätzen errichtet werden sollen… na?
Genau: in Wien. Damit die Menschen aus den Nachbarländern wie Slowakei und Ungarn schnell anreisen können. Aber natürlich auch für die heimische Bevölkerung und die Wochenendtouristen aus Deutschland.
Das klingt doch schon ein bißchen nach einem größeren, geopolitischen Projekt.
Insofern bin ich gespannt, wann es das erste Bromance-Musical über Donald Trump, Wladimir Putin und ihre rechtspopulistischen Freunde geben wird. Arbeitstitel: Rats.
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