Der neue Glossenhauer
So spät ist der „Neue Glossenhauer“ schon lang nicht mehr gekommen.
Aber das hat alles einen guten Grund. Wohl spielen Prokrastination (die einzige Nation, der ich wirklich anhänge) und zarte Trödelei eine gewisse Rolle, aber eigentlich ging es um Qualitätssicherung: Schließlich musste ich erst überprüfen, ob das, was ich da geschrieben habe, auch meiner Meinung entspricht. Wenn ja, darf der Newsletter nicht raus.
Denn eine klare Eindeutigkeit geht mir da nicht aus dem Haus.
Denn der Trend geht zur eindeutigen Zweideutigkeit. Noch besser: Zur undeutlichen Mehrdeutigkeit.
So hat dieser Tage im schönen Graz eine Liste ihr Antreten bei der Wahl zum europäischen Parlament angekündigt, deren erklärtes Ziel es ist, den Austritt Österreichs aus der EU zu vollziehen. Das wäre so, als würde man an Schwimmmeisterschaften (ein schönes Wort mit drei M übrigens) also an Schwimmwettbewerben teilnehmen mit der Forderung, das Wasser aus dem Becken zu lassen. Das hinterließe bei den Zusehern doch ein Gefühl der zarten Verwirrung.
In Deutschland dagegen ist man dabei ein letztes Stückchen Zeitgeschichte aufzuarbeiten und sucht…nein, nicht nach Rechtsradikalen-Mitgliedern des NSU… auch nicht nach russischen Mithörgelegenheiten… sondern nach ehemaligen RAF-Mitgliedern.
Vermutet werden sie in Berlin. Ich glaube, die haben sich in diesem einem Berliner Lokal versteckt, wo man für kleines Geld regionale Küche in sehr guter Qualität bekommt und die Bedienung so extrem freundlich ist. Dieses Lokal kann man in Berlin nämlich lange suchen.
Dabei haben die beiden Unauffindbaren sehr interessante Namen. Der eine heißt Staub, der andere Garweg. In Ermittlerkreisen geht man ja mittlerweile davon aus, dass der eine sich aus dem Staub gemacht hat, der andere aber gar weg ist.
Immer noch da ist Waldemar Putin. Der Mann, der Russland seit 24 Jahren aufgrund von unfreien, manipulierten und geschobenen Wahlen regiert, hat eine Rede gehalten. Eine Rede, in der er - der einen Krieg angefangen hat - gesagt hat, er hätte keinen Krieg angefangen, weswegen jetzt ja auch tausende russische Soldaten in der Ukraine stehen. Und weil Russland ständig bedroht werde (von Großmächten wie Georgien, Moldau, den baltischen Staaten und Legoland), hat er wiedermal mit Atomwaffen gedroht. Gut, das kennt man schon.
In anderen Ländern gibt es bewegliche Feste wie Ostern oder Pfingsten, anderswo feiert man Karneval, Tag der Befreiung vom Faschismus oder die Unabhängigkeit vom sowjetischen Imperialismus, in Russland aber kommt regelmäßig ein sehr kleiner Mann durch sehr große Türen, wackelt durch den Raum wie ein Straßenschläger und droht dann mit Atomwaffen. Auch eine Tradition.
Obendrein macht der das immer, wenn ihm nichts mehr einfällt.
Legitim. So hat jeder seine Strategien. Donald Trump sagt immer, wenn ihm nichts mehr einfällt „You know“. Wenn Olaf Scholz nichts mehr einfällt, lächelt er. Wenn Markus Söder nichts mehr einfällt, zitiert er Franz-Josef-Strauss, wenn Karl Nehammer nichts mehr einfällt, erklärt er die Diskussion für beendet und wenn FPÖ-Chef Hassbert Dackl (oder wie der heißt) nichts mehr einfällt, sagt er „schlicht und ergreifend“ und meint seine Bodyguards. Die sind nämlich schlicht und ergreifend.
Dabei könnte man doch gerade diesen ehemaligen österreichischen Innenminister dieser Tage soviel fragen: Wie das eigentlich ist mit der Rolle des Verfassungsschutz, der österreichischen-russischen Freundschaft, der FPÖ, den Kontakten zu Jan Marsalek, der wiederum ehemalige Mitarbeiter des österreichischen Verfassungsschutz beschäftigt hat und für den russischen Geheimdienst wohl eine riesige Geldwaschanlage betrieben hat.
In Sicherheitsbelangen ist von der von Hassbert Dackl oft beschworenen „Festung Österreich“ nichts zu spüren. Es ist eher das Laufhaus Österreich. Für Geld kriegt man hier alles.
Dabei hat man in Österreich auch noch andere Probleme: Wintersport ohne Winter. So lautete eine Meldung des ORF: „Eigentlich hätte die Saison noch eine Woche länger dauern sollen, doch die braunen Flecken setzten sich durch. Schuld daran ist der wärmste Februar der Messgeschichte.“
Jajajajajaja… Jetzt soll es der Februar gewesen sein! Dabei weiß man doch, dass sich in Österreich fast immer die braunen Flecken durchsetzen. Die haben ja eine eigene Partei: Die Fleckenpartei Österreichs. Abgekürzt…
Billiger Witz. Zugegeben.
Aber es gibt ja noch andere blöde Formulierungen. Gerade bei ernsten Themen.
So hört man immer wieder, diese oder jene Person wäre „viel zu früh verstorben“.
Zu früh? Wann wäre es denn richtig gewesen? Und wo steht denn, wann wer genau den Löffel abgeben soll? Gibt es Bundesregister für Ablebenszeitpunkte? Kann man da nachschauen, wann man dran ist? Und wann die Nachbarn? Und dann kann man sagen: „Oh! Sie haben aber ein sehr schönes Sterbedatum!“
Was wäre so eines? Wie wärs mit dem 22.02.2022? Ein Tag für einen Grabstein. Ein perfekter Tag zum Sterben. Nur…leider schon vorbei. Dabei hätte man damit den gesamten Ukrainekrieg versäumt. So gesehen, müsste man ja auch einmal sagen: „Der ist ja viel zu spät gestorben!“
Womit wir schon wieder beim Zwerg Waldemar wären.
Also wenn ich sterbe, möchte ich, dass irgendjemand sagt: „Groebner auf die Minute genau gestorben!“ Oder: „Das war der perfekte Zeitpunkt.“ Oder: „Am Schluß hat er noch die entscheidenden Hundertstel herausholen können!“
Oder: „Ich hab immer auf seinen Newsletter gewartet, aber….
…wenigstens am Ende war er einmal wirklich pünktlich.“
Böses Wort zum guten Zeitpunkt
5. März 2024So spät ist der „Neue Glossenhauer“ schon lang nicht mehr gekommen.
Aber das hat alles einen guten Grund. Wohl spielen Prokrastination (die einzige Nation, der ich wirklich anhänge) und zarte Trödelei eine gewisse Rolle, aber eigentlich ging es um Qualitätssicherung: Schließlich musste ich erst überprüfen, ob das, was ich da geschrieben habe, auch meiner Meinung entspricht. Wenn ja, darf der Newsletter nicht raus.
Denn eine klare Eindeutigkeit geht mir da nicht aus dem Haus.
Denn der Trend geht zur eindeutigen Zweideutigkeit. Noch besser: Zur undeutlichen Mehrdeutigkeit.
So hat dieser Tage im schönen Graz eine Liste ihr Antreten bei der Wahl zum europäischen Parlament angekündigt, deren erklärtes Ziel es ist, den Austritt Österreichs aus der EU zu vollziehen. Das wäre so, als würde man an Schwimmmeisterschaften (ein schönes Wort mit drei M übrigens) also an Schwimmwettbewerben teilnehmen mit der Forderung, das Wasser aus dem Becken zu lassen. Das hinterließe bei den Zusehern doch ein Gefühl der zarten Verwirrung.
In Deutschland dagegen ist man dabei ein letztes Stückchen Zeitgeschichte aufzuarbeiten und sucht…nein, nicht nach Rechtsradikalen-Mitgliedern des NSU… auch nicht nach russischen Mithörgelegenheiten… sondern nach ehemaligen RAF-Mitgliedern.
Vermutet werden sie in Berlin. Ich glaube, die haben sich in diesem einem Berliner Lokal versteckt, wo man für kleines Geld regionale Küche in sehr guter Qualität bekommt und die Bedienung so extrem freundlich ist. Dieses Lokal kann man in Berlin nämlich lange suchen.
Dabei haben die beiden Unauffindbaren sehr interessante Namen. Der eine heißt Staub, der andere Garweg. In Ermittlerkreisen geht man ja mittlerweile davon aus, dass der eine sich aus dem Staub gemacht hat, der andere aber gar weg ist.
Immer noch da ist Waldemar Putin. Der Mann, der Russland seit 24 Jahren aufgrund von unfreien, manipulierten und geschobenen Wahlen regiert, hat eine Rede gehalten. Eine Rede, in der er - der einen Krieg angefangen hat - gesagt hat, er hätte keinen Krieg angefangen, weswegen jetzt ja auch tausende russische Soldaten in der Ukraine stehen. Und weil Russland ständig bedroht werde (von Großmächten wie Georgien, Moldau, den baltischen Staaten und Legoland), hat er wiedermal mit Atomwaffen gedroht. Gut, das kennt man schon.
In anderen Ländern gibt es bewegliche Feste wie Ostern oder Pfingsten, anderswo feiert man Karneval, Tag der Befreiung vom Faschismus oder die Unabhängigkeit vom sowjetischen Imperialismus, in Russland aber kommt regelmäßig ein sehr kleiner Mann durch sehr große Türen, wackelt durch den Raum wie ein Straßenschläger und droht dann mit Atomwaffen. Auch eine Tradition.
Obendrein macht der das immer, wenn ihm nichts mehr einfällt.
Legitim. So hat jeder seine Strategien. Donald Trump sagt immer, wenn ihm nichts mehr einfällt „You know“. Wenn Olaf Scholz nichts mehr einfällt, lächelt er. Wenn Markus Söder nichts mehr einfällt, zitiert er Franz-Josef-Strauss, wenn Karl Nehammer nichts mehr einfällt, erklärt er die Diskussion für beendet und wenn FPÖ-Chef Hassbert Dackl (oder wie der heißt) nichts mehr einfällt, sagt er „schlicht und ergreifend“ und meint seine Bodyguards. Die sind nämlich schlicht und ergreifend.
Dabei könnte man doch gerade diesen ehemaligen österreichischen Innenminister dieser Tage soviel fragen: Wie das eigentlich ist mit der Rolle des Verfassungsschutz, der österreichischen-russischen Freundschaft, der FPÖ, den Kontakten zu Jan Marsalek, der wiederum ehemalige Mitarbeiter des österreichischen Verfassungsschutz beschäftigt hat und für den russischen Geheimdienst wohl eine riesige Geldwaschanlage betrieben hat.
In Sicherheitsbelangen ist von der von Hassbert Dackl oft beschworenen „Festung Österreich“ nichts zu spüren. Es ist eher das Laufhaus Österreich. Für Geld kriegt man hier alles.
Dabei hat man in Österreich auch noch andere Probleme: Wintersport ohne Winter. So lautete eine Meldung des ORF: „Eigentlich hätte die Saison noch eine Woche länger dauern sollen, doch die braunen Flecken setzten sich durch. Schuld daran ist der wärmste Februar der Messgeschichte.“
Jajajajajaja… Jetzt soll es der Februar gewesen sein! Dabei weiß man doch, dass sich in Österreich fast immer die braunen Flecken durchsetzen. Die haben ja eine eigene Partei: Die Fleckenpartei Österreichs. Abgekürzt…
Billiger Witz. Zugegeben.
Aber es gibt ja noch andere blöde Formulierungen. Gerade bei ernsten Themen.
So hört man immer wieder, diese oder jene Person wäre „viel zu früh verstorben“.
Zu früh? Wann wäre es denn richtig gewesen? Und wo steht denn, wann wer genau den Löffel abgeben soll? Gibt es Bundesregister für Ablebenszeitpunkte? Kann man da nachschauen, wann man dran ist? Und wann die Nachbarn? Und dann kann man sagen: „Oh! Sie haben aber ein sehr schönes Sterbedatum!“
Was wäre so eines? Wie wärs mit dem 22.02.2022? Ein Tag für einen Grabstein. Ein perfekter Tag zum Sterben. Nur…leider schon vorbei. Dabei hätte man damit den gesamten Ukrainekrieg versäumt. So gesehen, müsste man ja auch einmal sagen: „Der ist ja viel zu spät gestorben!“
Womit wir schon wieder beim Zwerg Waldemar wären.
Also wenn ich sterbe, möchte ich, dass irgendjemand sagt: „Groebner auf die Minute genau gestorben!“ Oder: „Das war der perfekte Zeitpunkt.“ Oder: „Am Schluß hat er noch die entscheidenden Hundertstel herausholen können!“
Oder: „Ich hab immer auf seinen Newsletter gewartet, aber….
…wenigstens am Ende war er einmal wirklich pünktlich.“
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