Der neue Glossenhauer
Ein Ereignis in Österreich macht mal wieder international Schlagzeilen. Das ist selten ein gutes Zeichen. Das letzte Mal, als ein Ereignis aus Österreich einigermaßen erfreulich war, war vor über zehn Jahren. Und das war nicht in Österreich, sondern In Kopenhagen. Beim Songcontest. Und wenn ich ein kleines Geheimnis verraten darf: Ich hasse den verfluchten Song Contest.
Es ist also nicht leicht mit so einem Heimatland. Wenn die schönsten Neuigkeiten daraus weder schön noch neu sind. Sondern alt und nervig.
Dabei werden mir jetzt viele Leute widersprechen und sagen: „Aber Österreich ist doch so schön! Die Landschaft! Das Essen! Der Humor! Das Meer! Äh… nein, das war Italien. Oder Spanien. Oder Holland? Egal: Österreich ist schön! Das Landschaft! Der Essen! Die Humor!“
Dabei ist das Schönste in Österreich in Wahrheit: seine Sprache.
Und damit meine ich nicht die Aussprache. Wo man am Land mehr als für ein “Sgood!“ das Maul aufkriegt, weshalb man auch auf den Hütten in den Alpen gerne die Menschen aus Sachsen-Anhalt den Kontakt mit den Fremden überlässt. Die versteht man einigermaßen.
Ich meine auch nicht das näselnde Wienerisch, das bisweilen so klingt, als würde Dir jemand von hinten mit einer Handkreissäge das Ohr abtrennen, und das nur, in dem er das Wort „Bitteeeschööööön“ gekonnt ausspricht.
Nein, die Schönheit der österreichischen Sprache liegt nicht im Ausgesprochenen, sondern im Unausgesprochenen.
Das hat man erst recht bei all den Wortmeldungen um die gescheiterten Regierungsverhandlungen und den daraus folgenden Ereignissen gemerkt. Natürlich berichten Journalisten über die Statements der Parteichefs und des Bundespräsidenten, aber in Wahrheit können sie sie gar nicht verstehen. Sie sind taub für den wahren Inhalt, weil ja österreichisch geredet wird, wo das Wesentliche im Ungesagten liegt.
Deshalb hab ich ein Wörterbuch für interessierte Mediennutzer und Politikerleider (und -innen) zusammengestellt, das helfen soll, die politischen Ereignisse und Wortmeldungen der letzten Tage richtig zu verstehen und einzuordnen.
Deshalb kommt hier das Dictionary Ihres Vertrauens:
Österreichisch - Inhaltlich
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In aller Undeutlichkeit - ein Erörterbuch
14. Jänner 2025Ein Ereignis in Österreich macht mal wieder international Schlagzeilen. Das ist selten ein gutes Zeichen. Das letzte Mal, als ein Ereignis aus Österreich einigermaßen erfreulich war, war vor über zehn Jahren. Und das war nicht in Österreich, sondern In Kopenhagen. Beim Songcontest. Und wenn ich ein kleines Geheimnis verraten darf: Ich hasse den verfluchten Song Contest.
Es ist also nicht leicht mit so einem Heimatland. Wenn die schönsten Neuigkeiten daraus weder schön noch neu sind. Sondern alt und nervig.
Dabei werden mir jetzt viele Leute widersprechen und sagen: „Aber Österreich ist doch so schön! Die Landschaft! Das Essen! Der Humor! Das Meer! Äh… nein, das war Italien. Oder Spanien. Oder Holland? Egal: Österreich ist schön! Das Landschaft! Der Essen! Die Humor!“
Dabei ist das Schönste in Österreich in Wahrheit: seine Sprache.
Und damit meine ich nicht die Aussprache. Wo man am Land mehr als für ein “Sgood!“ das Maul aufkriegt, weshalb man auch auf den Hütten in den Alpen gerne die Menschen aus Sachsen-Anhalt den Kontakt mit den Fremden überlässt. Die versteht man einigermaßen.
Ich meine auch nicht das näselnde Wienerisch, das bisweilen so klingt, als würde Dir jemand von hinten mit einer Handkreissäge das Ohr abtrennen, und das nur, in dem er das Wort „Bitteeeschööööön“ gekonnt ausspricht.
Nein, die Schönheit der österreichischen Sprache liegt nicht im Ausgesprochenen, sondern im Unausgesprochenen.
Das hat man erst recht bei all den Wortmeldungen um die gescheiterten Regierungsverhandlungen und den daraus folgenden Ereignissen gemerkt. Natürlich berichten Journalisten über die Statements der Parteichefs und des Bundespräsidenten, aber in Wahrheit können sie sie gar nicht verstehen. Sie sind taub für den wahren Inhalt, weil ja österreichisch geredet wird, wo das Wesentliche im Ungesagten liegt.
Deshalb hab ich ein Wörterbuch für interessierte Mediennutzer und Politikerleider (und -innen) zusammengestellt, das helfen soll, die politischen Ereignisse und Wortmeldungen der letzten Tage richtig zu verstehen und einzuordnen.
Deshalb kommt hier das Dictionary Ihres Vertrauens:
Österreichisch - Inhaltlich
- Staatspolitische Verantwortung - Parteipolitisches Interesse
- Schallenberg - Platzhalter
- Wir werden uns der Verantwortung nicht entziehen - Wenn wir nicht kriegen, was wir wollen, sind wir weg
- Dieser Mann ist eine Gefahr für die Demokratie - Dieser Mann ist eine Chance für die Wirtschaft
- ich möchte keine Schuldzuweisungen verteilen - Ich war’s jedenfalls nicht!
- Kein weiter wie bisher - Das selbe wie immer
- Wir haben von Anfang an gesagt, dass - Wir haben uns folgendes gerade ausgedacht.
- Nicht nur bis zum nächsten Wahltag denken - Bis zum nächsten Wahltag denken
- Wir wollen auf die anderen zugehen - Die anderen sollen uns gefälligst entgegen kommen
- Wir brauchen Leuchtturmprojekte - Es mangelt uns an hellen Köpfen
- Sehr geschätzte Vertreter der Medien - Verachtungswürdige Schmierfinken
- Den Wählerwillen ernst nehmen - Meine persönlichen Wünsche umsetzen
- Das Bewusstsein, wer die Wahl gewonnen hat - Ich Chef, Du nix
- die Einheitsparteien - die demokratische Parteien
- Wir stehen für eine aktive Neutralitätspolitik - Wir warten auf die Befehle aus Moskau
- Remigration - Ausländer raus!
- Festung Österreich - Ausländer raus!
- Kerngesunder Patriotismus - Ausländer raus!
- unsere Hand ist ausgestreckt - Wir zeigen Euch den Mittelfinger
- Die Menschen draussen im Land - Meine Parteifreunde und ich
- Wir müssen das Vertrauen in die Politik erneuern - Wir müssen uns was Neues ausdenken, was wir den Leuten erzählen können
- Nicht weil ich unbedingt Bundeskanzler werden will - Weil ich unbedingt Bundeskanzler werden muss
- Ein Schulterschluss mit dem Volk - Eine Absprache mit unseren rechtsradikalen Splittergruppen
- Eröffnung einer neuen Ära - Zurück in die 50er
- Normalität und Hausverstand - Nostalgie und Wissenschaftsfeindlichkeit
- Wir brauchen einen Verhandlungspartner - Ich möchte jemanden haben, den ich demütigen kann
- Ich habe meine Narben abbekommen - Ich bin wehleidig und nachtragend
- Ich will niemand sein, der in der Vergangenheit hängen bleibt - Ich hab gute Freunde, die alte SS-Lieder auswendig können
- Das war für mich nicht leicht, aber es war ehrlich - Das war nicht ehrlich von mir, aber es war leicht
- Österreich ehrlich regieren - Österreich endlich unterwerfen
- Fahndungslisten - Fahndungslisten
- Glaubwürdigkeit - Kontostand
- Sicher nicht mit Kickl - Mit Kickl erst in drei Monaten
- Ich habe mir den Schritt nicht leicht gemacht - Ich weiß jetzt auch nicht mehr weiter
- Ich werde diese Aufgabe mit Demut erfüllen - Wir schauen jetzt, was wir rausholen können
- Ich sage das in aller Deutlichkeit - Was ich eigentlich meine, können Sie sich ja denken
- Unser Österreich! - So ein Sauhaufen!
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