Der neue Glossenhauer
Deutschland ist in der Krise. Deutschland fragt sich. Deutschland sucht. Deutschland kratzt sich am Kopf, legt die Hand aufs Herz und die andere in den Schritt. Und dann stellt sich Deutschland die Frage aller Fragen.
Und das ist dann natürlich auch für die Nachbarländer wichtig. Nicht nur Frankreich. Nein, auch für richtig wichtige Länder wie Österreich! Und natürlich Liechtenstein. Oder Luxemburg. Oder Legoland.
Da schaut ganz Europa hin.
Die Arbeitskräfte ohne Papiere auf den Gemüsefeldern Süditaliens erheben unter der sengenden südlichen Sonne ihren Blick gen Norden. Auf der vom Sturm umtosten Bohrinsel vor Norwegen verharrt das ölverschmierte Gesicht des Arbeiters eine Sekunde lang mit leerem Blick nach Südosten. In einer Feuerpause blickt der ukrainische Soldat, dessen bester Freund gestern neben ihm von einer russischen Granate zerfetzt wurde, plötzlich sorgenvoll nach Westen. Und ja - auch in einem Reihenhaus irgendwo nicht weit vom Rhein erhebt sich ein von der Gicht geplagter Frührentner von seiner noch nicht ganz abbezahlten Sofalandschaft und donnert für alle stellvertretend, für alle, die es nicht selber können, für alle, die gerne mit schreien würden, aber von Knechtschaft, Unterdrückung oder Wassermassen daran gehindert werden, für die gesamte geplagte Menschheit erhebt dieser Mann - wir wollen ihn Rolf nennen - seine Stimme und schmettert eine Frage wie eine Anklage hinaus ins kalte Universum (oder in die Küche, wo seine Frau gerade Schnittchen vorbereitet).
Und die Frage heißt: „Wer wird neuer Bundestrainer?“
Denn das interessiert ja wirklich alle.
Weil nächstes Jahr EM in Deutschland ist. Und die Fussballmannschaft (der Herren, aber die der Damen eigentlich auch nicht) etwas nicht richtig kann. Was? Ja, wie nennt man das?… Wenn man diese Lederkugel so hin…. und her… das..? Genau: Fussballspielen. Das kann die Mannschaft noch nicht so gut. Was ein bißchen ungelegen kommt, wenn man mitspielen will bei einer EM. Und nicht irgendeiner, sondern ausgerechnet einer Fussball-EM. Zumindest länger als die Vorrunde dauert.
Und deshalb suchen jetzt alle einen Trainer.
Namen schwirren durch den Äther: Alonso? Baumgart? Klopp? Nein, hat schon abgesagt. Van Gaal? Magath? Matthäus… ein Evangelist? Interessant. Nein, hat schon abgesagt… Nagelsmann? Glasner? Sammer? Da erwarten sich die Leute dann doch gleich wieder ein Sammer-Märchen. Kuntz? Da kann man auch gleich Hinz nehmen.
Mein Vorschlag: Größer denken.
Bei der Politik lernen. Was macht die Politik, wenn sie nicht mehr weiter weiß? Genau: Sie zaubert irgendeinen Kasperl aus dem Hut und nennt ihn „Quereinsteiger“.
Wenn man ein ganzes Gemeinwesen irgendeiner Pappfigur-ähnlichen Gestalt anvertrauen kann, die brav den Grüßaugust macht, warum soll also nicht auch mal jemand Bundestrainer werden, der gar keine Ahnung hat.
Zum Beispiel: Oliver Pocher. Der hat sich gerade von seiner Frau getrennt, ist also vertraglich ungebunden, kann hohle Sprüche klopfen und hat einen sehr guten Kontakt zur Bildzeitung. Mehr muß doch so ein Trainer in Wahrheit nicht können.
Oder: Jens Spahn von der CDU, ehemaliger Gesundheitsminister, hat gerade gefordert, daß Menschen, die arbeiten können auch arbeiten sollen und nicht herum sitzen. Da kann man dem gelernten Sesselkleber doch jetzt die Gelegenheit geben, daß er mit mit gutem Beispiel voran gehen kann. Dann soll er als Bundestrainer schön in der Coachingzone auf und ab rennen und sinnfreie Kommandos aufs Spielfeld brüllen. Das hat er ja als Gesundheitsminister in der Corona-Pandemie auch ungefähr so gemacht.
Aber Achtung! Es könnte jemand undenkbares werden. Ja! Ein Ausländer. Ja, der DFB, die vielleicht toleranteste Organisation der Welt hat gemeint, diese „Option“ werde „ausdrücklich offen gelassen“.
Das lässt natürlich erst recht hoffen.
Gerade für uns Österreicher würde das eine große Chance bedeuten. So könnten wir einen ehemaligen Kärntner Klassensprecher, der jetzt gerne Volkskanzler werden würde sehr empfehlen. Der Mann ist groß… also nein, aber großartig… zumindest großartig zu verwenden und zwar in jeder anderen Branche als jener, in der er gerade ist.
Denn er ist Politiker, aber er ist sicher auch gut als Fussball-Trainer (umgibt sich gerne mit Menschen mit beschränkten Interessensfeldern), kann reimen wie ein besoffener Fanblock, Fahnen schwenken wie ein 6jähriger und ist Experte im Auseinanderhalten von den „unsrigen“ und den „anderen“.
Und sollte er wider Erwarten als Trainer enttäuschen, kann man ihn am Platz auch gut als Eck-Fahne einsetzen. Oder als Kühlbeutel. Oder - mit einem schönen Kostüm in dem er verschwindet - als Maskottchen. Der Mann ist genau der richtige, denn er heißt ja auch schon so wie die österreichische Verkleinerungsform eines Fussballspiels: Kickl.
Naja.
Aber auf mich wird ja wieder keiner hören.
Es bleibt trotzdem spannend. Experte Schweinsteiger wünscht sich "eine Persönlichkeit mit großen Schultern“. Extrainer Völler schränkt ein: „Wichtig ist, dass es ein Deutsch sprechender Nationaltrainer ist.“
Große Schultern und Deutsch sprechen? Na, dann bleibt wohl nur einer:
Arnold Schwarzenegger.
Hasta la vista, baby!
Wer soll das machen?
16. September 2023Deutschland ist in der Krise. Deutschland fragt sich. Deutschland sucht. Deutschland kratzt sich am Kopf, legt die Hand aufs Herz und die andere in den Schritt. Und dann stellt sich Deutschland die Frage aller Fragen.
Und das ist dann natürlich auch für die Nachbarländer wichtig. Nicht nur Frankreich. Nein, auch für richtig wichtige Länder wie Österreich! Und natürlich Liechtenstein. Oder Luxemburg. Oder Legoland.
Da schaut ganz Europa hin.
Die Arbeitskräfte ohne Papiere auf den Gemüsefeldern Süditaliens erheben unter der sengenden südlichen Sonne ihren Blick gen Norden. Auf der vom Sturm umtosten Bohrinsel vor Norwegen verharrt das ölverschmierte Gesicht des Arbeiters eine Sekunde lang mit leerem Blick nach Südosten. In einer Feuerpause blickt der ukrainische Soldat, dessen bester Freund gestern neben ihm von einer russischen Granate zerfetzt wurde, plötzlich sorgenvoll nach Westen. Und ja - auch in einem Reihenhaus irgendwo nicht weit vom Rhein erhebt sich ein von der Gicht geplagter Frührentner von seiner noch nicht ganz abbezahlten Sofalandschaft und donnert für alle stellvertretend, für alle, die es nicht selber können, für alle, die gerne mit schreien würden, aber von Knechtschaft, Unterdrückung oder Wassermassen daran gehindert werden, für die gesamte geplagte Menschheit erhebt dieser Mann - wir wollen ihn Rolf nennen - seine Stimme und schmettert eine Frage wie eine Anklage hinaus ins kalte Universum (oder in die Küche, wo seine Frau gerade Schnittchen vorbereitet).
Und die Frage heißt: „Wer wird neuer Bundestrainer?“
Denn das interessiert ja wirklich alle.
Weil nächstes Jahr EM in Deutschland ist. Und die Fussballmannschaft (der Herren, aber die der Damen eigentlich auch nicht) etwas nicht richtig kann. Was? Ja, wie nennt man das?… Wenn man diese Lederkugel so hin…. und her… das..? Genau: Fussballspielen. Das kann die Mannschaft noch nicht so gut. Was ein bißchen ungelegen kommt, wenn man mitspielen will bei einer EM. Und nicht irgendeiner, sondern ausgerechnet einer Fussball-EM. Zumindest länger als die Vorrunde dauert.
Und deshalb suchen jetzt alle einen Trainer.
Namen schwirren durch den Äther: Alonso? Baumgart? Klopp? Nein, hat schon abgesagt. Van Gaal? Magath? Matthäus… ein Evangelist? Interessant. Nein, hat schon abgesagt… Nagelsmann? Glasner? Sammer? Da erwarten sich die Leute dann doch gleich wieder ein Sammer-Märchen. Kuntz? Da kann man auch gleich Hinz nehmen.
Mein Vorschlag: Größer denken.
Bei der Politik lernen. Was macht die Politik, wenn sie nicht mehr weiter weiß? Genau: Sie zaubert irgendeinen Kasperl aus dem Hut und nennt ihn „Quereinsteiger“.
Wenn man ein ganzes Gemeinwesen irgendeiner Pappfigur-ähnlichen Gestalt anvertrauen kann, die brav den Grüßaugust macht, warum soll also nicht auch mal jemand Bundestrainer werden, der gar keine Ahnung hat.
Zum Beispiel: Oliver Pocher. Der hat sich gerade von seiner Frau getrennt, ist also vertraglich ungebunden, kann hohle Sprüche klopfen und hat einen sehr guten Kontakt zur Bildzeitung. Mehr muß doch so ein Trainer in Wahrheit nicht können.
Oder: Jens Spahn von der CDU, ehemaliger Gesundheitsminister, hat gerade gefordert, daß Menschen, die arbeiten können auch arbeiten sollen und nicht herum sitzen. Da kann man dem gelernten Sesselkleber doch jetzt die Gelegenheit geben, daß er mit mit gutem Beispiel voran gehen kann. Dann soll er als Bundestrainer schön in der Coachingzone auf und ab rennen und sinnfreie Kommandos aufs Spielfeld brüllen. Das hat er ja als Gesundheitsminister in der Corona-Pandemie auch ungefähr so gemacht.
Aber Achtung! Es könnte jemand undenkbares werden. Ja! Ein Ausländer. Ja, der DFB, die vielleicht toleranteste Organisation der Welt hat gemeint, diese „Option“ werde „ausdrücklich offen gelassen“.
Das lässt natürlich erst recht hoffen.
Gerade für uns Österreicher würde das eine große Chance bedeuten. So könnten wir einen ehemaligen Kärntner Klassensprecher, der jetzt gerne Volkskanzler werden würde sehr empfehlen. Der Mann ist groß… also nein, aber großartig… zumindest großartig zu verwenden und zwar in jeder anderen Branche als jener, in der er gerade ist.
Denn er ist Politiker, aber er ist sicher auch gut als Fussball-Trainer (umgibt sich gerne mit Menschen mit beschränkten Interessensfeldern), kann reimen wie ein besoffener Fanblock, Fahnen schwenken wie ein 6jähriger und ist Experte im Auseinanderhalten von den „unsrigen“ und den „anderen“.
Und sollte er wider Erwarten als Trainer enttäuschen, kann man ihn am Platz auch gut als Eck-Fahne einsetzen. Oder als Kühlbeutel. Oder - mit einem schönen Kostüm in dem er verschwindet - als Maskottchen. Der Mann ist genau der richtige, denn er heißt ja auch schon so wie die österreichische Verkleinerungsform eines Fussballspiels: Kickl.
Naja.
Aber auf mich wird ja wieder keiner hören.
Es bleibt trotzdem spannend. Experte Schweinsteiger wünscht sich "eine Persönlichkeit mit großen Schultern“. Extrainer Völler schränkt ein: „Wichtig ist, dass es ein Deutsch sprechender Nationaltrainer ist.“
Große Schultern und Deutsch sprechen? Na, dann bleibt wohl nur einer:
Arnold Schwarzenegger.
Hasta la vista, baby!
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