Realität? Schwach.
22.November 2025Mitgekriegt? Bei der Klima-Konferenz COP30 in Brasilien brennt’s.
Ja. Wirklich.
Die Pointe ist derart plump, das Bild so abgeschmackt, so offensichtlich, so „nonanet“ wie der Wiener sagt, das kann eigentlich nur von der Realität kommen. Sowas traut sich ja ein Humorist nicht formulieren. Das wäre ja so wie, wenn vor der Konferenz zur digitalen Souveränität ein Cloud-Dienst ausfallen würde, so daß nichts mehr geht und das… ist auch tatsächlich passiert. Dass das der Wirklichkeit nicht peinlich ist!
So ein lahmer Plot-Twist. Da fehlt ja nur mehr ein im Geheimen ausgehandelter Friedensplan für die Ukraine, an dessen Entstehung die Ukraine gar nicht beteiligt war, weshalb er sich auch liest wie ein feuchter Traum eines kleinwüchsigen, russischen Imperialisten namens Waldemar und dieser Plan… wurde wirklich gerade dem ukrainischen Staatspräsidenten vorgelegt.
Mit besten Grüßen vom US-Präsidenten und seinem Vice.
Wie freundlich die zum Präsidenten der Ukraine sind, hat die Welt ja erst im Frühjahr gesehen. Heute ist man feiner. Da wird nicht mehr vor laufenden Kameras abgekanzelt, nein, heute schickt man giftige Kröten in Friedenspläne verpackt und auf dem Beipackzettel steht: „Schluck!“
Es ist abgeschmackt.
Was die Weltpolitik an Originalität vermissen lässt, versucht sie durch Plumpheit wieder gut zu machen. Der deutsche Bundeskanzler - ambitioniert wie ein Streber in der Schule, also: laut, eifrig und einen Hauch zu spät, um originell zu sein - versucht sich in den Trend einzuklinken und beschimpft - nein, ausnahmsweise keine Stadtbilder in Deutschland - sondern Stadtbilder in Brasilien.
Das passiert eben wenn Menschen aus der Provinz (in diesem Fall: Sauerland) in Kontakt mit der großen, weiten Welt kommen. Oder auch nur mit der Großstadt. Da sind die dann schnell verwirrt, überfordert und wundern sich, dass das eigene „Mind-Set“ (in sehr kleinen Karos gehalten) nicht als Quadratur des Kreises angesehen wird.
Österreich dagegen - sonst immer ein Titelfavorit im Wettbewerb des „300 Kubikmeter heiße Luft ausstoßen“ - verhält sich seltsam still. Liegt wahrscheinlich daran, dass der Bundeskanzler rekonvaleszent ist, der Vizekanzler überfordert, die Aussenministerin abwesend und der Rest des Landes auf die nächste Gehaltsabrechnung der Wirtschaftskammer wartet. Oder auf die Restitution der von der Familie Habsburg 1918 „ausgeliehenen“ Juwelen.
Also muss der Satiriker wieder ran.
Wie wär’s also, wenn es so weiter geht:
Die Klimakonferenz findet einen genialen Kompromiss.
Nachdem die einen mehr Geld gefordert hatten, die anderen aber mehr Maßnahmen und die dritten gar nicht da waren, einigt man sich darauf, dass die Abwesenden alles zahlen sollen und auch alle Maßnahmen umsetzen. Und dass Brasilien sehr schön ist - auf jeden Fall schöner als das Sauerland. Jenes Sauerland, wo dafür der nächste Karneval in Rio stattfinden soll.
Mit Friedrich Merz als Samba-Tänzerin.
Irgendwas muß der ja können.
Dafür geht was bei der digitalen Souveränität weiter.
Die Länder Europas speichern ihre kritischen Daten nicht mehr in der Cloud (schließlich kann es ja auch mal regnen), sondern in den unterschiedlichen kulinarischen Spezialitäten.
Am besten eigenen sich dafür die über den ganzen Kontinent verstreuten unterschiedlichen Formen von Teigtaschen.
Die Dinger heißen schließlich auf Schwäbisch unter anderem „Herrgottsbescheißerle“, dann sollte es mit dem Zugriff vor der US-Regierung einigermaßen sicher sein. Die ist ja nicht Gott. Auch wenn das der gedopte Orang-Utan im weißen Haus anders sehen mag.
Teigtascherlfabriken gibt es ja schon unter chinesischer Führung mehrere in Europa, die müssen nur übernommen werden. Mit diesen Ansatz kann man Datenspeicherung europaweit vereinheitlichen und dabei gleichzeitig die jeweiligen landestypischen Ausformungen bewahren: Die Speichereinheiten heißen also Schlutzkrapfen in Österreich, Empanandas in Spanien, Piroggi in Polen oder Tortelloni in Italien.
Von dort kommt übrigens ein anderer Vorschlag.
Der Vatikan möchte die europäische Cloud übernehmen, man hätte schließlich erstens Jahrhunderte alte Kompetenz im Aufbewahren von Diskretion (Stichwort: Beichtgeheimnis), man könne zweitens auch Finanztransaktionen geräuschlos durchführen (nicht nur wegen der Vatikanbank, nein, man verwalte auch seit Ewigkeiten auch schon das „Geld der Armen“, ohne dass die was davon wüssten) und drittens hätte man schon immer auf die „Cloud“ und andere Himmelsereginisse gesetzt (z.B.: Blitze, Kometen, Engel, die Samen bringen).
In Sachen Frieden geht dafür der allseits gefürchtete US-Präsident neue Schritte.
Nach dem Friedensplan für Gaza (mal sehen, ob der auch hält) und dem Bombardements von Booten in der Karibik (da ist es nachher friedlich, weil sich keiner mehr rührt) folgt Trumps nächster großer internationaler Coup (nein, kein Friedensplan für den Sudan. Dort müsste man ja wirklich was tun. Und obendrein bringen sich dort Glaubensbrüder gegenseitig um, was sich gar nicht so gut propagandistisch auf TikTok ausschlachten lässt.) ein Friedensplan für… die Schweiz.
Dort ist ja gar kein Krieg, kann man jetzt einwenden, ja, aber warum?
Weil: Donald Trump diesen Friedensplan für das sympathische, kleine geldgeile Land erarbeitet hat. So kriegt Trump dann auch den Friedensnobelpreis.
Und deshalb muss die Schweiz jetzt auch viel weniger Zölle zahlen. Denn der US-Ober-Oligarch hat mit ein paar Schweizer Millionär… nein: Milliardären verhandelt. Die haben ihm einen Goldbarren und ein paar Rolex-Uhren geschenkt.
So wird Frieden gemacht. So werden Zölle fest gelegt. So verhandelt man Konflikte im 21. Jahrhundert. Deshalb hat auch ein russischer Investmentbanker mit einem amerikanischen Immobilienmogul über die Ukraine verhandelt.
Denn das Geld regiert nicht nur die Welt, das Geld redet auch nur noch miteinander. Von Oligarch zu Oligarch.
Frei nach dem Motto: Wenn Dir die Zeit einen Weltenbrand gibt, mach eine Grillbude daraus!
Business, Baby.
Wahrscheinlich auch ein Grund, warum die Teilnehmerzahl am kommenden G20-Gipfel immer kleiner wird. Wie will man sich denn da auf Augenhöhe miteinander unterhalten, wenn es da diese komischen Kasperln gibt, die maximal ein paar hunderttausend jährlich nach Hause tragen und teilweise sogar noch - peinlich, peinlich - demokratischer Kontroll-Instanzen unterliegen?
Als unanständiger Autokrat oder okkulter Oligarch pfeift man auf Wissenschaft, Volksherrschaft und die Teilnehmerschaft an so einem Treffen.
Wahrscheinlich wird der G20-Gipfel bald umbenannt in: Geh-Schleich-Dich-Gipfel.
Und wenn dann dort überhaupt keiner mehr ist, ist das so ein flacher Gag…
…der kann dann nur von der Realität sein.



