Skulpturschutz
11. August 2024Ja die Nachrichtenlage ist - wie schon seit Jahren - unerfreulich, mit leichter Tendenz zu ekelhaft. Dennoch gibt es auch immer wieder Meldungen, die zwar keine innere Schönheit besitzen, jedoch eine äussere Obskurität.
Beispiel: die spanische „Rechtspopulisten“ namens Vox (vielleicht kurz für: vielseitig onanierende Xenophobiker) haben einen Traum: Sie möchten die Skulptur eines Stieres aufstellen. Wegen Spanien, Stierkampf, nationale Symbolik und so.
Vielleicht auch, weil sie alle Rindviecher sind.
Wie auch immer: Ein Stier muß her. Aus Metall. Und bei Burgos soll er errichtet werden.
Und das metallische Rindvieh soll so groß werden wie die Kathedrale von Burgos. Also eigentlich höher. Nämlich doppelt so hoch. In der Kathedrale ist übrigens „El Cid“ begraben, der vor knapp 1000 Jahren gegen die Mauren gekämpft und ein bißchen so ausgesehen hat wie Charlton Heston. Weiß ich genau, hab nämlich einen Film über den Mann gesehen.
Eine Doku, mit Original-Filmmaterial aus dem 11. Jahrhundert.
Die Mauren waren übrigens ganz schlimm, die hatten nämlich Kultur, Medizin, Wissenschaft und Poesie in einem für Europa unerträglichen Ausmaß (nämlich höher als die christlichen Nachbarn), obendrein religiöse Toleranz und rege Bautätigkeit, deren Ergebnisse so grausam sind, dass sie heute noch die Menschen massenweise nach Spanien locken.
Deshalb mussten die Mauren bekämpft werden.
Kennt man ja, das ist nämlich in etwa so, wie wenn man am Land im Gasthaus dem Dorfkaiser widerspricht. Der Dorfkaiser, der hat zwar Geld und Besitz und Einfluss, aber leider keine Ahnung. Und wenn man dem dann widerspricht und sagt: "Nein, die Erde ist keine Scheibe.“ Oder: „Hallo? Der neue Autobahnzubringer ist völlig nutzlos!“ Oder: „Was? Aber deine Tochter schaut doch so aus, als wäre sie dem Pfarrer aus dem G’sicht g’rissen…“
Dann sagt der sympathische Ortspotentat überraschenderweise nicht: „Ja, da hast Du recht, da muss ich mal nachdenken drüber…“, sondern haut Dir eine rein, dass sich Dein Zahnarzt freut.
Ob das jetzt die korrekte Analogie zur Reconquista ist, ist natürlich fraglich.
Zurück nach Spanien, wo Rindviecher ein Rindviech errichten wollen und zwar doppelt so groß wie die gotische Kathedrale soll der Stier aus Metall werden. Die Doppeltürme der Kirche sind 88 Meter hoch. Doppelt so hoch wäre also… Was? Nein, nicht doppelt so hoch… Sorry! Dreimal so hoch soll der Stier aus Stahl werden. Mehr als 300 Meter hoch!
Ein riesige Skulptur aus zukünftigem Altmetall. In Burgos.
Aber warum? Und warum in Burgos? Vielleicht, weil die schöne Stadt Burgos im spanischen Bürgerkrieg Sitz der faschistischen Regierung unter Franco war? Das wäre ja in etwa so, als würde man in München, weil sich der österreichische Chaplin Imitator aus Braunau dort so wohl gefühlt hat, eine Skulptur errichten. Dreimal so hoch wie die Frauenkirche. Und die Skulptur wäre aus Metall und zeigte das deutsche Nationalsymbol, nämlich ein… eine… einen… äh…
Ja, was eigentlich?
Mal überlegen: Wenn der Stier für Spanien steht, dann steht für Deutschland… der Dackel? Der Käfer? Also nicht der Mistkäfer, der so vorbildlich im Recycling tätig ist, sondern der VW-Käfer aus Wolfsburg. Oder der Wolf? Ein Tier auf dessen Speiseplan ausschließlich animalische Vegetarier stehen und der trotzdem von allen Landwirten abgeschoßen werden soll?
Nein, für Deutschland steht… der Schäferhund! Natürlich. Diese Mischung aus Landwirt und Wolf.
Ein Tier, das auf die Schlafschafe aufpasst und sehr aggressiv sein kann, sich jedoch jederzeit mit einem Leckerli bestechen lässt.
Das wär doch was: Ein dreihundert Meter hoher Schäferhund aus Stahl, Kruppstahl natürlich, auf der Theresienwiese. Von der AfD in Auftrag gegeben, finanziert vom Verein der deutschen Hundezüchter. Steht da in Minga mit erhobenem Schwanz, neben der klitzekleinen Bavaria. Und da, wo beim Hund die Wurst rauskommt, da steht ein Rednerpult.
Und wenn die Rede zu lang ist, senkt sich der Schweif des Hundes und… Tschüss mit Ü! Nein, Ciao mit Wau!
Wenn das Schule macht, dann stellen durchgeknallte Nationalisten demnächst überall irgendwelche Hinterlassenschaften aus Metall hin. In Frankreich ragt dann ein metallener Gockel über die Dächer von - logisch - Vichy. Ein überdimensionierter, metallener Gockel, der den rechten Flügel erhebt: ein Coq au Vichy.
Vielleicht bauen dann auch die Niederländer einen begehbaren Gauda in Totenkopfform, haben doch die Niederländer die größte Gruppe von Ausländern in der Waffen-SS gestellt.
Man darf sich auf tolle Skulpturen in Ungarn und der Slowakei freuen. Denn, wer sich heute so gekonnt sich dem russischen Imperialsten - oder dem imperialen Russisten? - unterwirft, der macht das so elegant und geschmeidig, weil er das vor über 80 Jahren schon bei dem überdeutschen Österreicher geübt hat.
Apropos Österreich:
Dort sind solche Initiativen zur Glorifizierung nationalistischer Symbolik völlig undenkbar. Wer möchte sich auch schon um ein 300 Meter hohes Schnitzel versammeln? Nein, in Österreich da hat man was gegen Versammlungen.
Deshalb wird auch in Kärnten ein antifaschistisches Sommercamp an einem antifaschistischen Gedenkort in Kärnten (ja, sowas gibt’s!) von der Polizei gestürmt, mit Hunden und Hubschraubern rückt man da an. Und zwar wegen: Naturschutz-Auflagen.
Also Vergehen, die jedes Zeltfest regelmäßig - Hey Baby - niedertrampelt.
Aber wenn sich Antifaschistinnen und Antifaschisten bei einer Antifaschistischen Gedenkstätte in Kärnten (ja sowas gibt’s!) versammeln und dann auch noch slowenisch reden und Vorträge halten, auf einem Hof auf 1000 Meter Seehöhe, dann ist das gefährlich. Dann muss schon die Kärntner Polizei kommen. Wegen des Naturschutzes. Flora und Fauna müssen vor diesen Gefahren geschützt werden.
Denn, dass sich Antifaschistische Menschen an einem antifaschistischen Gedenkort in Kärnten (ja, sowas gibt’s!) versammeln und dort eines faschistischen Verbrechens gedenken, das ist wider die Natur. Meint anscheinend zumindest die Kärntner Polizei. Deshalb auch: Naturschutz.
Denn es ist ja klar, wer sich an einem Ort eines faschistischen Verbrechens versammeln soll: Faschisten. Man kann ja schon froh sein, wenn die dann dort keine 300 Meter hohe Skulptur aus Eisen hinstellen.
Oder ein anderes Rindvieh.